Im Rahmen der Auseinandersetzungen wurden zahlreiche Personen ausschliesslich aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder politischen Zuordnung ermordet.  © AI
Im Rahmen der Auseinandersetzungen wurden zahlreiche Personen ausschliesslich aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder politischen Zuordnung ermordet. © AI

Elfenbeinküste Kriegsverbrechen durch beide Konfliktparteien

25. Mai 2011
Während der 6-monatigen Auseinandersetzungen im Anschluss an die umstrittenen Präsidentschaftswahlen haben sowohl die Kräfte des ehemaligen Präsidenten Gbagbo als auch die Truppen seines Nachfolgers Ouattara Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Dies ist das Ergebnis der Untersuchungen von Amnesty International, die am 25. Mai in einem neuen Bericht vorgestellt wurden.

Der Bericht«Ils ont regardé sa carte d’identité et l’ont abattu.» Retour sur six mois de violences post-électorales en Côte d’Ivoire enthält erschütternde Zeugenaussagen über Massaker, Vergewaltigungen und der Jagd auf Menschen, die nach Ansicht von Amnesty International die Tatbestände der Kriegsverbrechen und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit erfüllen. Die Aussagen belasten dabei sowohl die Unterstützer als auch die Gegner des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo.

Aussagen von über 100 Überlebenden

Der Bericht stützt sich insbesondere Gespräche mit über 100 Überlebenden des Massakers vom 29. März in und bei Duékoué,(einer rund 500 km westlich von Abidjan gelegenen Stadt), die eine während 2 Monaten in der Elfenbeinküste weilende Amnesty-Delegation geführt hat.  Dabei wurde Amnesty übereinstimmend über die systematischen Ermordung Hunderter von Menschen durch die von Alassane Ouattara gegründeten «Forces républicaines de Côte d’Ivoire (FRCI)» berichtet. Der neue Präsidenten Ouattara hat diese Kriegsverbrechen bisher nicht eindeutig verurteilt.

Seit Dezember 2010 haben auch die Verbände von Laurent Gbagbo zahlreiche aussergerichtliche Hinrichtungen, Vergewaltigungen sowie Akte der Folter und der Verbrennung mutmasslicher Gegner begangen. Ende Februar haben sie ein dicht besiedeltes Quartier von Abidjan bombardiert, das durch Milizen Ouattaras kontrolliert wurde.

Hilflose UN-Mission in Duékoué

Der Amnesty-Bericht führt auch die Untätigkeit der UN-Mission in Côte d’Ivoire (ONUCI) – deren Mandat der Schutz der Zivilbevölkerung gewesen wäre - vor Augen: Das Massaker von Duékoué spielte sich nur einen Kilometer von einer ONUCI-Basis ab, ohne das diese trotz wiederholter Hilferufe eingegriffen hätte. Auf der Basis waren nur 200 UNO-Soldaten stationiert – viel zu wenig, um die Zehntausenden intern Vertriebener schützen zu können.

Seit über 10 Jahren befindet sich die Elfenbeinküste in einem Teufelskreis von Menschenrechtsverletzungen und Straflosigkeit. Es ist an Präsident Ouattara, diesen Teufelskreis endlich zu durchbrechen und seinen diesbezüglichen Ankündigungen entschiedene Taten folgen zu lassen.

Zum Amnesty-Bericht (engl.)