Brief von Dorgelesse Nguessan:
An die Unterstützer von Amnesty International,
Mir fehlen die Worte, wenn ich beschreiben möchte, was euer Einsatz bewirkt hat.
Ihr seid auf uns zugegangen, als wir es am meisten brauchten. Mein Sohn war krank, meine Mutter war krank. Dass ich im Gefängnis bin, machte meiner Mutter sehr zu schaffen, es hat sie geschwächt. Der Briefmarathon gab ihr Kraft. Er hat uns allen Mut gemacht. Ich weiss nicht, wie ich Amnesty dafür danken soll.
Am 18. Januar 2024 lehnte das Gericht unseren Antrag auf ein Berufungsverfahren ab. Sie sagten, wir hätten zu spät Widerspruch eingelegt und die Gebühren dafür zu spät bezahlt. Aber dann haben sie am 15. Februar den Einspruch gegen meine Verurteilung im Jahr 2020 tatsächlich akzeptiert – endlich. Am 21. März ist die Anhörung vor Gericht. Es gibt Hoffnung!
Es bleibt uns auch nichts anderes übrig, als zu hoffen. Ich kann diesen Ort einfach nicht mehr ertragen. Es ist schwer, wenn andere freikommen... Es gibt Tage, an denen ich aufwache und einfach nur weine. Wenn ich weiss, dass sich Menschen meines Falles annehmen, kann ich stark sein. Ansonsten spüre ich eine grosse Traurigkeit. Das Leben im Gefängnis ist hart. Wenn ihr noch nie im Gefängnis wart, könnt ihr euch das nicht vorstellen. Es ist wie Folter.
Was die weitere Unterstützung für meine Freilassung betrifft, so könntet ihr an das Justizministerium schreiben. Bitte macht weiter.
Ich wäre euch dankbar, wenn ihr euch weiterhin für mich einsetzen könntet. Möge Gott Amnesty weiterhin segnen und beschützen.
Dorgelesse
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Die 38-jährige Dorgelesse Nguessan nahm am 22. September 2020 zum ersten Mal in ihrem Leben an einer Demonstration teil, da ihr die Wirtschaftslage in Kamerun Sorgen bereitete. Die Protestveranstaltung in Douala war von den Behörden nicht genehmigt worden und die Sicherheitskräfte setzten Gummigeschosse, Tränengas und Wasserwerfer gegen die Teilnehmenden ein. Dorgelesse Nguessan war eine von mehr als 500 Personen, die festgenommen wurden.
Später verurteilte sie ein Militärgericht wegen «Aufruhrs und Teilnahme an Versammlungen, Zusammenkünften und öffentlichen Demonstrationen» zu fünf Jahren Haft. Sie ist nun seit fast drei Jahren im Zentralgefängnis von Douala inhaftiert. Ihre Rechtsbeistände haben Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt, doch das Berufungsverfahren wird seit März 2023 immer wieder verschoben.
Dorgelesse Nguessan lebte mit ihrem Sohn Lontchi und ihrer Mutter Micheline zusammen. Sie hatte ein gut gehendes Friseurgeschäft, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdiente. Die Inhaftierung hat ihre Existenz zerstört. Ihr Sohn und ihre Mutter haben nun Mühe, ihre Lebenshaltungskosten zu decken, und leiden an chronischen Erkrankungen.
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