«Die Beweise, die von Amnesty International gesammelt wurden, sind erdrückend. Hunderte unaufgeklärte Todesfälle in Militärgewahrsam – das sind schwindelerregende Zahlen! Die nigerianische Regierung ist dringend gefordert, aktiv zu werden. Was hier hinter verschlossenen Türen geschieht, muss umgehend untersucht werden. Die Drahtzieher dieser Menschenrechtsverletzungen sind zur Rechenschaft zu ziehen», sagt Lucy Freeman, Afrika-Expertin von Amnesty International.
Ehemalige Häftlinge berichteten Amnesty International vom täglichen Sterben in den Militärgefängnissen. Bei den Einrichtungen handelt es sich um die Giwi-Militärbaracken, nahe Maiduguri im Bundesstaat Borno und dem «Sector Alpha» (weitläufig als «Guantánamo» bezeichnet) und der «Presidential Lodge» in Damaturu, der Hauptstadt des Bundestaates Yobe.
In den Einrichtungen werden vorrangig Verdächtige untergebracht, die mit der bewaffneten islamistischen Gruppe Boko Haram in Verbindung gebrachten werden. Die Zeugen berichteten, dass täglich Menschen ersticken, verhungern oder an Krankheiten und Verletzungen in den überfüllten Gefängnissen sterben. Die Häftlinge werden massiv geschlagen; einige sterben an den Folgen, da sie nicht medizinisch versorgt werden. Zudem gibt es Hinweise auf aussergerichtliche Hinrichtungen: Zeugen berichteten von Soldaten, die Häftlinge abholten und drohten, sie umzubringen – in vielen Fällen kehrten die Gefangenen nicht wieder.
«Internationale Standards und die nigerianisches Rechtslage legen klar fest, dass jeder Todesfall in staatlichem Gewahrsam genau untersucht werden muss. Auch Häftlinge haben Menschenrechte und diese müssen in jeder Instanz respektiert werden», so Lucy Freeman.