Der Schuldspruch gegen Charles Taylor ist ein Meilenstein in der internationalen Strafgerichtsbarkeit. Er sendet ein klares Zeichen an mutmassliche TäterInnen.
«Dieses Urteil schickt zweifellos eine wichtige Botschaft an hochrangige Staatsvertreter: Wie hoch eure Stellung auch immer sein mag, wer ihr Verbrechen begeht, kommt ihr vor Gericht!», sagte Brima Abdulai Sheriff, Geschäftsleiter von Amnesty International in Sierra Leone. «Das Gerichtsurteil verschafft den Menschen in Sierra Leone ein gewisses Mass an Gerechtigkeit; allerdings sind Taylor und die anderen vom Sondergerichtshof verurteilten Personen nur die Spitze des Eisbergs.»
Gegen Tausende weitere Personen, die für Kriegsverbrechen während des Konflikts in Sierra Leone - ungesetzliche Tötungen, Vergewaltigungen, sexuelle Gewalt, Verstümmelungen, die Rekrutierung von Kindersoldaten - vermutlich die strafrechtliche Verantwortung tragen, wurde nie eine Untersuchung eröffnet, geschweige denn ein Gerichtsverfahren.
«Traurigerweise haben nur wenige unter den Tausenden von Opfern, die vom bewaffneten Konflikt in Sierra Leone schrecklich gezeichnet sind, Entschädigungen erhalten, ungeachtet des Friedensabkommens von Lomé und der eindeutigen Empfehlungen der nationalen Wahrheits- und Versöhnungskommission (TRC). Entschädigungen sind aber unabdingbarer, wenn die Opfer Gerechtigkeit erfahren und beim Wiederaufbau eines normalen Lebens unterstützt werden sollen», so Brima Abdulai Sheriff weiter.
«Dieses Urteil kann auch als Mahnung an Taylors Heimatland Liberia verstanden werden, dass diejenigen, die für die im liberianischen Konflikt begangenen Kriegsverbrechen verantwortlich sind, gerichtlich geahndet werden müssen.»