Einer Untersuchung des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen zufolge waren 2015 bereits 72 Prozent der in Lagern nahe der Hauptstadt Juba lebenden Frauen vergewaltigt worden. «Es handelt sich hierbei um geplante, massive sexualisierte Gewalt. Frauen wurden von mehreren Männern vergewaltigt, mit Stöcken missbraucht und mit Messern verstümmelt», sagte Muthoni Wanyeki, Leiter des Ostafrika-Programms von Amnesty International.
Eine der Frauen berichtete Amnesty International, dass sie nun HIV positiv sei. Andere Frauen leiden unter Fisteln und Inkontinenz. Einige der vergewaltigten Männer wurden in Folge der Übergriffe impotent. Viele Überlebende leiden unter Albträumen, Erinnerungslücken, Konzentrationsstörungen und Selbstmordgedanken – typische Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung. «Die Betroffenen leiden ein Leben lang unter den körperlichen und psychischen Folgen dieser Menschenrechtsverletzungen. Viele Überlebende wurden zudem von ihren Familien verstossen und von der Gemeinschaft stigmatisiert», sagte Wanyeki.
Die Übergriffe finden bei Angriffen auf Dörfer, entlang von Strassen, nach Entführungen oder in Haft statt. Betroffen sind auch ältere Frauen, Mädchen und Schwangere. Die Behörden versagen dabei, die Bevölkerung zu schützen, die Gewalt zu untersuchen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Die Gründe hierfür sind fehlende Ressourcen in der Justiz sowie das Fehlen eines klaren politischen Bekenntnisses zur Verfolgung sexualisierter Gewalt.
Die Betroffenen benötigen Hilfe, um ihre körperliche und psychische Gesundheit wiederzuerlangen. Die medizinische Versorgung ist jedoch mangelhaft. Gerade in ländlichen Regionen ist die nächste Gesundheitseinrichtung oft weit entfernt, der Weg dorthin unsicher. Auch das Stigma, von sexualisierter Gewalt betroffen zu sein, hindert die Menschen daran, sich Hilfe zu suchen.