In El Salvador gilt ein absolutes Abtreibungsverbot, selbst wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. © Amnesty International
In El Salvador gilt ein absolutes Abtreibungsverbot, selbst wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. © Amnesty International

El Salvador Schwangere Frau in Lebensgefahr

In El Salvador ist das Leben einer jungen Mutter in Gefahr, weil sie ihre Schwangerschaft trotz grosser gesundheitlicher Gefahren nicht abbrechen darf. Amnesty International hat am 9. Mai 2013 mit Dennis Muñoz, einem von Beatriz‘ Anwälten, gesprochen. Er ist sehr besorgt über die Lage der jungen Mutter.

Die 22-jährige Beatriz* aus El Salvador ist im vierten Monat schwanger. Sie leidet unter einer Reihe von schweren Krankheiten, darunter Lupus und Nierenproblemen. Eine vorherige Schwangerschaft war bereits mit erheblichen Komplikationen verbunden. Laut ärztlicher Diagnose ist die junge Frau in grosser Gefahr, während der Schwangerschaft zu sterben.

Drei Untersuchungen haben ergeben, dass der Fötus an Anenzephalus leidet: grosse Teile des Gehirns und des Schädels sind nicht ausgebildet. Nahezu alle Kinder mit Anenzephalus sterben vor der Geburt oder innerhalb weniger Stunden bis Tage nach der Geburt.

Die Ärzte weigern sich, bei Beatriz einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen, weil sie deswegen selbst strafrechtlich verfolgt werden könnten. El Salvador ist eines der wenigen Länder der Welt, wo Abtreibung unter allen Umständen verboten ist, selbst wenn das Leben der Mutter gefährdet ist.

Die Interamerikanische Menschenrechtskommission hat die Regierung von El Salvador dringend aufgefordert, das Leben von Beatriz zu schützen und die medizinische Behandlung zu gestatten, die dies gewährleistet. Die Regierung hat darauf jedoch noch nicht reagiert. Die junge Frau befindet sich deshalb weiterhin in Lebensgefahr.

Bitte setzen Sie sich für Beatrice ein! Senden Sie einen Brief oder ein Email.

 

«WIR WOLLEN NICHT, DASS BEATRIZ STIRBT»

In welcher Situation befindet sich Beatriz?
Beatriz ist jetzt in der 22. Schwangerschaftswoche. Der Oberste Gerichtshof von El Salvador wird aufgrund einer vom Institut für Rechtsmedizin durchgeführten Untersuchung ein Urteil fällen. Aber das Verfahren zieht sich in die Länge. Beatriz liegt derweil weiterhin im Krankenhaus und leidet, weil sie von ihrem Mann und ihrem kleinen Kind getrennt ist, die zwei Stunden entfernt von der Hauptstadt leben.

Wie geht es ihr?
Beatriz ist sehr krank, sie hat Lupus, hohen Blutdruck und Nierenprobleme. Die Regierung hat gesagt, dass sie alles tue, was in ihrer Macht stehe. Aber sie zieht das Verfahren sehr in die Länge. Es gibt hier keine wirksame Rechtspflege.

Was sollten die Behörden Ihrer Meinung nach tun?
Wir hoffen, dass die Behörden dem Krankenhaus erlauben, die Operation durchzuführen, die von 15 Ärzten des nationalen Frauenkrankenhauses empfohlen worden ist, als Beatriz in der 13. Schwangerschaftswoche war (jetzt ist sie in der 22. Woche).

Ist der Fall von Beatriz typisch in El Salvador?
Dies ist ein typischer Fall bei armen Frauen. Es gibt viele ähnliche Fälle von Frauen, die keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten haben. Es sitzen Frauen im Gefängnis, die beschuldigt werden, dass sie abgetrieben hätten – sogar wenn sie noch nicht einmal selbst wussten, dass sie schwanger gewesen waren. In diesen Fällen wird sofort angenommen, dass die Frauen schuldig sind, und niemand betrachtet die Situation aus ihrer Sicht.

Werden diese Urteile gesprochen, um ein Exempel zu statuieren?
Ja, es ist wie eine Hexenjagd. Die Behörden versuchen, diese Frauen zu Exempeln zu machen.

Ist es schwierig, in El Salvador Aspekte der sexuellen und reproduktiven Rechten zu bearbeiten?
Unsere Arbeit ist sehr schwer. Wir werden von konservativen Gruppen und anderen Kollegen als «Abtreibungsanwälte» abgestempelt. Aber ich glaube, dass diese Frauen nicht schuldig sind. Ich kenne sie und ich glaube ihnen.

Was erhoffen Sie sich für Beatriz?
Wir möchten, dass dieser Fall so schnell als möglich gelöst wird. Wir wollen nicht, dass Beatriz stirbt, so einfach ist das. Mit jedem Tag, der verstreicht, verschlechtert sich ihre Gesundheit. Sie will nur leben und mit ihrer Familie zusammen sein.

13. Mai 2013
* Nachname ist Amnesty International bekannt.