Am 15. Februar wurde Teodora del Carmen Vásquez auf Anordnung des Obersten Gerichtshofs aus dem Gefängnis entlassen. Laut mehreren Frauenrechtsorganisationen befinden sich in El Salvador allerdings noch mindestens 28 Frauen wegen ähnlicher Abtreibungsvorwürfe in Haft.
«Insgesamt lässt der Schutz der Rechte von Frauen und Mädchen in El Salvador immer noch sehr zu wünschen übrig.» Erika Guevara-Rosas, Amerika-Direktorin von Amnesty International
«Es freut uns sehr, dass Teodora aus dem Gefängnis freigekommen ist, wo sie erst gar nicht hätte landen dürfen; doch insgesamt lässt der Schutz der Rechte von Frauen und Mädchen in El Salvador immer noch sehr zu wünschen übrig», so Erika Guevara-Rosas, Amerika-Direktorin von Amnesty International.
In El Salvador werden Frauen, die aufgrund von Komplikationen Fehlgeburten oder Totgeburten erleiden, routinemässig verdächtigt, einen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen zu haben, was gegen das absolute Abtreibungsverbot des Landes verstösst. Häufig werden solche Frauen des Mordes bezichtigt und müssen in der Folge mit Gefängnisstrafen von bis zu 50 Jahren rechnen.
Teodora del Carmen Vásquez erlitt im Jahr 2007 eine Totgeburt, nachdem sie an ihrem Arbeitsplatz starke Schmerzen hatte. Sie wurde von der Polizei festgenommen, als sie ohnmächtig in einer Blutlache lag. Später wurde sie in einem von Unregelmässigkeiten geprägten Verfahren wegen Mordes zu 30 Jahren Haft verurteilt.
Der Oberste Gerichtshof von El Salvador hat die Haftstrafe von Teodora del Carmen Vásquez zwar umgewandelt, das Urteil jedoch nicht aufgehoben und auch ihre Unschuld nicht anerkannt. Ihre Rechtsbeistände tun alles dafür, damit sie von der Anklage freigesprochen wird, und fordern eine Entschädigung für die zehn Jahre, die ihre Mandantin im Gefängnis verbringen musste.
Weitere Frauen in Haft
Mindestens 28 Frauen befinden sich nach wie vor auf Grundlage des Abtreibungsgesetzes des Landes in Haft. Bei den Betroffenen handelt es sich hauptsächlich um Frauen, die in Armut leben und kaum Zugang zu Bildung, Gesundheitsfürsorge oder der Justiz haben. In einem 2014 von Amnesty International veröffentlichten Bericht über das absolute Abtreibungsverbot in El Salvador wurde zudem festgestellt, dass in vielen dieser Fälle die Rechte auf ein faires Gerichtsverfahren und auf Gleichheit vor dem Gesetz nicht gewährleistet waren. Der Originalbericht trägt den Titel «On the Brink of Death: Violence Against Women and the Abortion Ban in El Salvador».
Amnesty International fordert ein umgehendes Moratorium für die Durchsetzung des Abtreibungsgesetzes mit dem Ziel einer kompletten Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, wie es der UN-Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau (CEDAW) am 3. März 2017 empfohlen hat. Zudem fordert Amnesty die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Frauen, die auf der Grundlage von Schwangerschaftskomplikationen in Haft gehalten werden. Darüber hinaus müssen Frauen und Mädchen in El Salvador mindestens dann Zugang zu einem sicheren und legalen Schwangerschaftsabbruch erhalten, wenn die Schwangerschaft eine Gefahr für das Leben bzw. die körperliche oder geistige Gesundheit der Frau darstellt, wenn die Schwangerschaft eine Folge von Vergewaltigung, sexualisierter Gewalt oder Inzest ist, oder wenn der Fötus ausserhalb des Mutterleibes nicht überlebensfähig wäre.