Fredy Peccerelli, der Direktor der 1997 gegründeten Stiftung, begutachtet Knochen, die auf einem Tisch vor ihm liegen. «Dieser Person wurde viel Gewalt angetan, die Spuren von Folter sind deutlich zu erkennen», meint er ruhig und bedacht.
Sein Labor in Guatemala-Stadt ist eines der wenigen in Lateinamerika, welches das Ziel hat, Licht ins Geschehen der Vergangenheit zu bringen. Der Bürgerkrieg in Guatemala dauerte von 1960 bis 1996 und forderte insgesamt 200‘000 Opfer. Zehntausende kamen in Massakern um. Weiter wird geschätzt, dass sich die Zahl der Verschwundenen auf nahezu 45‘000 beläuft. Die meisten von ihnen waren Studentinnen und Studenten, GewerkschafterInnen und Menschenrechtsaktivistinnen in Guatemala-Stadt.
Vor diesem Hintergrund hat sich Fredy Peccerelli zur Aufgabe gemacht, die Geschichten der Verschwundenen anhand von Überresten, Gewehrkugeln und Beweisen zu erzählen. «Für Angehörige bedeutet es viel, Gewissheit über den Verbleib ihrer Liebsten zu haben. Manche macht es zu neuen Menschen», erzählt er zur Motivation seiner Tätigkeit.
Bedroht aufgrund seiner Arbeit
Obwohl die Stiftung schon 400 Untersuchungen durchgeführt hat, kamen bis heute nur drei Fälle vor Gericht. Der Preis, den Fredy Peccerelli und seine Familie dafür bezahlen, ist hoch. Mehrfach wurde er bereits bedroht, ohne Bodyguards gehen heute weder er noch seine Familie aus dem Haus. Und doch sieht Fredy Peccerelli darin etwas Positives: «Die Drohungen zeigen ja, dass unsere Arbeit etwas bewirkt. Die Verantwortlichen merken, dass sie eines Tages zur Rechenschaft gezogen werden.»
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