Amnesty International ruft alle Konfliktparteien im kolumbianischen Konflikt auf, den politischen Willen unter Beweis zu stellen, die Menschenrechtsverstösse zu beenden. Die Organisation fordert die internationale Gemeinschaft dazu auf, grössere Anstrengungen zu unternehmen, um zu gewährleisten, dass die gegnerischen Seiten im Konflikt die Menschenrechte der kolumbianischen Bevölkerung respektieren.
- 2007 mindestens 190 Menschen Opfer von «Verschwindenlassen» durch die Sicherheitskräfte und Paramilitärs wurden oder infolge von Entführungen durch Guerilla-Gruppen vermisst werden. 2006 waren es rund 180 Menschen.
- 305’000 KolumbianerInnen 2007 vertrieben wurden. 2006 waren es 220'000.
- 2007 mindestens 1.400 Zivilpersonen getötet wurden, mehr als die 1’300 Opfer 2006. In den Fällen, wo der Täter bekannt ist, waren die Sicherheitskräfte für mindestens 330 Tötungen verantwortlich, die Paramilitärs für rund 300 und die Guerilla für etwa 260.
Der Bericht entlarvt wiederholte Erklärungen der kolumbianischen Regierungen als falsch, wie beispielsweise Äusserungen, dass paramilitärische Gruppierungen nicht länger aktiv seien, TäterInnen von Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft gezogen werden und die Arbeit von sozial engagierten BürgerInnen und von GewerkschafterInnen vollständig respektiert werde.
«Die kolumbianischen Behörden streiten sämtliche Vorwürfe ab und weigern sich sogar zuzugeben, dass es einen bewaffneten Konflikt in ihrem Land gibt – die Menschen jedoch erzählen uns eine andere Geschichte», sagte Marcelo Pollack, Kolumbien-Researcher bei Amnesty International. «Es ist unmöglich, ein Problem zu lösen ohne zuzugeben, dass es überhaupt existiert. Leugnen führt zu weiteren Menschenrechtsverletzungen und verurteilt nur noch mehr Menschen zum Tod.»
Der Bericht «‘Leave us in peace!’ Targeting civilians in Colombia’s internal armed conflict» von Amnesty International ist die umfassendste aktuelle Studie zur Lage der Menschenrechte in dem südamerikanischen Land. Der Bericht zeigt, dass sich einige Menschenrechtsindikatoren – wie beispielsweise die Sicherheitslage in ein paar Städten – über die Jahre verbessert, viele Indikatoren sich jedoch verschlechtert haben.
Medienmitteilung veröffentlicht: Madrid / Zürich, 28. Oktober 2008
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