Raúl Muñoz Linares hatte im Oktober 2010 in Tame, einem Ort in der Provinz Arauca, die damals 14-jährige Jenni Torres vergewaltigt und ermordet, ihre beiden neun- und sechsjährigen Brüder Jimi und Jefferson umgebracht sowie ein weiteres Mädchen vergewaltigt.
«Dass Raúl Muñoz verurteilt werden konnte, ist der Hartnäckigkeit der Familien und Anwältinnen der Opfer zu verdanken. In Kolumbien werden Menschenrechtsverbrecher selten vor Gericht gebracht. Umso weniger, wenn sie den Sicherheitskräften angehören, und erst recht nicht, wenn es um sexuelle Gewalt geht», kommentierte der Kolumbien-Experte Marcelo Pollack von Amnesty International das erfreuliche Gerichtsurteil.
Die Armee hatte sich nach dem Verschwinden der drei ermordeten Kinder im Oktober 2010 geweigert, sich an der Suche nach ihnen zu beteiligen. Als die Leichen dann gefunden wurden, weigerten sich die lokalen Behörden, sie sicherzustellen.
Obwohl die örtliche Bevölkerung sich wiederholt beklagt hatte, dass Soldaten regelmässig Übergriffe und Vergewaltigungen an Frauen und Mädchen in der Region verübten, versuchte die Armee, die Schuld an den Verbrechen Dorfbewohnern, kriminellen Banden und der Guerilla in die Schuhe zu schieben. Nachdem die Gerichtsvorsitzende, Gloria Constanza Gaona, in Saravena in der Provinz Arauca erschossen worden war, wurde der Fall im März 2011 aus Sicherheitsgründen an ein Gericht in der Hauptstadt Bogotá überwiesen. Die Familie Torres musste die Region verlassen, weil sie bedroht wurde, und eine Menschenrechtsorganisation, die die Familien der Opfer unterstützte, erhielt ebenfalls Drohungen.
Amnesty International hat immer wieder und zuletzt in einem Bericht vom September 2011 auf das grosse Problem der Straflosigkeit für sexuelle Gewalttaten hingewiesen. Vereinzelte Verbesserungsmassnahmen seitens der Strafverfolgungsbehörden haben bisher kaum Wirkung gezeitigt.