Die Friedensgemeinde San José de Apartadó setzt sich aus mehreren Ortschaften zusammen, die in der Gemeinde Apartadó im Departamento Antioquia im Nordwesten Kolumbiens liegen. Die BewohnerInnen der Region verteidigten über Jahre ihr Recht, nicht in den bewaffneten Konflikt zwischen Sicherheitskräften und Paramilitärs auf der einen und Guerillaeinheiten auf der anderen Seite hineingezogen zu werden. Sie verweigerten das Tragen von Waffen und lieferten keiner der beiden Seiten Informationen oder logistische Unterstützung. Als Gegenleistung verlangte die Friedensgemeinde, dass die an dem bewaffneten Konflikt beteiligten Parteien sich von ihrem Land fernhalten und ihre neutrale Position respektieren.
Seit Ende 2016 nehmen in der Umgebung der Friedensgemeinde San José de Apartadó trotz des Friedensabkommens zwischen der FARC-Guerilla und der kolumbianischen Regierung paramilitärische Aktivitäten zu. Die BewohnerInnen der Friedensgemeinde und andere Personen, die in dieser Gegend leben, sind zunehmend Übergriffen und Drohungen ausgesetzt. Auch die paramilitärische Gruppe Autodefensas Gaitanistas de Colombia (AGC) dringt seit Dezember 2017 weiter vor, um die Kontrolle über die Friedensgemeinde zu erlangen, und droht GemeindesprecherInnen mit dem Tod. Gildardo Tuberquia, Mitglied des Internen Rates der Friedensgemeinde von San José de Apartadó, berichtete, er habe 2017 mindestens acht Morddrohungen erhalten, zuletzt am 30. November. Am 29. Dezember wurde der Rechtsbeistand der Gemeinde, German Graciano Posso, von fünf Paramilitärs angegriffen und verletzt – Verdächtige wurden von den Behörden jedoch wieder freigelassen.
Seit der Gründung der Friedensgemeinde im Jahr 1997 sind mehr als 200 ihrer BewohnerInnen getötet worden oder dem Verschwindenlassen zum Opfer gefallen, weitere Personen wurden bedroht oder sexuell missbraucht. Die Mehrzahl der Tötungen wurde von Paramilitärs mit Billigung und Unterstützung der Streitkräfte begangen. Die zunehmend angespannte Situation macht deutlich, dass auch mehr als 20 Jahre nach Gründung der Friedensgemeinde konkretes Handeln notwendig ist, um die Sicherheit ihrer BewohnerInnen zu gewährleisten.
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