In Kolumbien wird im Durchschnitt alle drei Tage ein Menschenrechtsverteidiger ermordet. Besonders stark betroffen von dieser Welle der Gewalt sind Führungspersonen von Bauern-, Indigenen-, oder afrokolumbianischen Gemeinschaften in den Departementen Antioquia, Cauca, Chocó und Nariño.
«Paradoxerweise werden nun jene Menschen umgebracht, die sich für eine Umsetzung des vom Staat ausgehandelten Friedensabkommens eingesetzt haben. Die für diese Morde verantwortlichen paramilitärischen Gruppen sind im Begriff, der Friedensbewegung das Rückgrat zu brechen. Und die kolumbianischen Behörden machen sich der stillen Mittäterschaft schuldig, wenn sie weiterhin untätig bleiben angesichts der kontinuierlichen und tödlichen Angriffe auf MenschenrechtsverteidigerInnen», sagt Lisa Salza, Länderverantwortliche für Lateinamerika bei Amnesty International Schweiz.
«Die langsame Umsetzung des Friedensabkommens und die faktische Abwesenheit des Staates in den historisch am stärksten vom Konflikt betroffenen Regionen erlauben es den verschiedenen bewaffneten Gruppierungen, die von der FARC-Guerilla freigegebenen Gebiete einzunehmen. Jene, die sich ihnen dabei in den Weg stellen, bringen sie straffrei um.»
Der kolumbianische Staat unternimmt nur minimale Anstrengungen, um über die Geschehnisse zu informieren und verurteilt sie nur halbherzig. Amnesty International fordert, dass die Behörden bedrohte Personen wirkungsvoll schützen, entschlossen gegen bewaffnete Gruppierungen vorgehen und vollumfängliche Untersuchungen gegen die Verantwortlichen dieser abscheulichen Menschenrechtsverbrechen einleiten.