Mit dem «nationalen Streik» vom 21. November 2019 haben zehntausende Menschen ihre legitimen Forderungen deutlich gemacht. Die hohe Zahl der Personen, welche an diesem Tag in verschiedenen Städten auf die Strasse gingen, zeigt, wie gross der Unmut über die soziale Lage im Land ist. Die Massendemonstrationen drücken auch die Unzufriedenheit mit der Haltung der Behörden gegenüber der fragilen Menschenrechtssituation aus. Denn auch zwei Jahre nach Abschluss des Friedensvertrages sind in Kolumbien MenschenrechtsverteidigerInnen und sozial Engagierte weiterhin in Gefahr.
Amnesty International verfügt über audiovisuelles Material von den Protesten, das den massiven, unverhältnismässigen und unnötigen Einsatz von Gewalt durch die Sicherheitskräfte belegt. Auf einem Video ist zu sehen, wie ein Angehöriger der mobilen Einheit zur Aufstandsbekämpfung (Escuadrón Móvil Antidisturbios ESMAD) einem Demonstrierenden mit dem Fuss ins Gesicht tritt. Mehrere Videos zeigen, wie die Polizei Tränengas einsetzte – zum Teil auch dann, wenn die Demonstrierenden die Hände hochhielten und «Keine Gewalt» skandierten.
Die interamerikanische Kommission für Menschenrechte (Comisión Interamericana de Derechos humanos CIDH) beklagte die Festnahme von mindestens 112 Demonstrierenden. Vierzig Personen wurden durch die exzessive Gewalt schwer verletzt.
Amnesty International ruft die kolumbianische Regierung dazu auf, das Recht auf Meinungsäusserungsfreiheit zu schützen und die Proteste nicht mit Gewalt zu unterdrücken.