Jacinta Francisco Marcial ist endlich frei. © AI
Jacinta Francisco Marcial ist endlich frei. © AI

Jacinta Francisco Marcial Zu Unrecht verurteilte Mexikanerin nach 3 Jahren frei

23. September 2009
Amnesty International begrüsst die Freilassung der mexikanischen Gewissensgefangenen Jacinta Francisco Marcial. Sie kam am 17. September 2009 frei. Davor sass sie während drei Jahren im Gefängnis, weil man ihr fälschlicherweise vorgeworfen hatte, sechs Bundesagenten entführt zu haben.

Jacinta Francisco Marcial, eine sechsfache Mutter und indigene Frau vom Volk der Otomí aus Santiago Mexquititlán (Querétaro), wurde im Dezember 2006 zu einer Strafe von 21 Jahren verurteilt. Mehr als zweieinhalb Jahre später ordnete ein Richter endlich ihre Freilassung an, nachdem der Generalstaatsanwalt die Vorwürfe gegen sie fallen gelassen hatte.

«Die mexikanische Regierung hat eingesehen, dass der Prozess und die Strafe gegen diese Frau durch nichts zu rechtfertigen sind», sagte Kerrie Howard, die stellvertretende Direktorin des Amerika-Programms von Amnesty International. «Drei Jahre wurden Jacinta Francisco Marcial und ihrer Familie gestohlen. Nichts kann diese Zeit zurückbringen. Aber die Verantwortlichen für dieses Unrecht müssen zur Rechenschaft gezogen werden.» Amnesty International fordert, dass die Vorkommnisse untersucht werden und die 46-Jährige eine Entschädigung erhält für die Zeit, die sie unschuldig im Gefängnis verbracht hat.

Vorwurf: Entführung von Agenten

Jacinta Francisco Marcial wurde die Entführung von sechs Angehörigen der mexikanischen Bundeskriminalpolizei zur Last gelegt. Die Polizisten gaben an, von ihr und anderen Standbesitzern während einer Razzia gegen Raubkopierer auf dem Markt von Santiago Mexquititlán im März 2006 als Geiseln gehalten worden zu sein.

Doch erst am 3. August 2006, mehr als vier Monate nach den Ereignissen, wurde die Mutter von sechs Kindern festgenommen und zur Generalstaatsanwaltschaft gebracht. Man teilte ihr mit, sie wegen eines gefällten Baumes befragen zu wollen. Erst als man sie ins Gefängnis brachte, erfuhr sie, dass sie beschuldigt wurde, gemeinsam mit zwei anderen Frauen die Polizisten entführt zu haben.

Unfaires Verfahren

Das einzige Beweisstück gegen Jacinta Francisco Marcial war ein Foto in einer Lokalzeitung, auf dem zu sehen war, wie sie hinter einer Gruppe von Demonstrierenden vorbeigeht. In ihren ursprünglichen Aussagen vom 27. März 2006 hatten die Polizeibeamten Jacinta Francisco Marcial nicht erwähnt. Erst einen Monat später, als das Foto in der Zeitung erschienen war, bezichtigten die Polizisten die Indigene, an dem vermeintlichen Verbrechen beteiligt gewesen zu sein. Zu keinem Zeitpunkt wurden weitere Beweise für ihre Beteiligung vorgelegt, und während der Verhandlung musste keiner der Beamten erscheinen, um die Aussagen zu bekräftigen oder Jacinta Francisco Marcial zu identifizieren.

Damals sprach Jacinta Francisco Marcial sehr wenig Spanisch und war sich daher über die Konsequenzen der Geschehnisse nicht im Klaren. Ihr wurde weder ein Dolmetscher zur Verfügung gestellt, noch klärte der ihr zugeteilte Pflichtverteidiger sie über ihre Rechte auf.

Amnesty International erklärte Jacinta Francisco Marcial am 18. August 2009 zur gewaltlosen politischen Gefangenen und verlangte von den mexikanischen Behörden ihre sofortige und bedingungslose Freilassung. Die Organisation ist überzeugt, dass die 46-Jährige nur wegen ihrer Volksgruppe, ihres Geschlechts und ihres sozialen Status festgenommen wurde.