Inés Fernández wurde am 22. März 2002 vergewaltigt. Drei Soldaten betraten ihr Haus, als sie im Beisein ihrer drei Kinder das Essen zubereitete. Ein Soldat vergewaltigte sie, während die anderen beiden zusahen. Valentina Rosendo wurde von den Soldaten angegriffen, als sie am Fluss Kleidung wusch. Sie war erst 17 Jahre alt. Die Soldaten bedrohten das Mädchen und zwei von ihnen vergewaltigten sie.
Inés Fernández und Valentina Rosendo gehören der indigenen Gemeinschaft Me'phaa (Tlapaneca) an. Indigene Frauen erstatten nach Vergewaltigungen selten Anzeige, da sie sich vielen kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Barrieren gegenübersehen.
Insbesondere angesichts der Versuche von Militärermittlern, die Anschuldigungen zu widerlegen und Opfern die Beweislast zuzuschieben, haben die beiden Frauen mit der Anzeige und der weiteren Verfolgung ihrer Fälle vor mexikanischen und internationalen Gerichten viel Mut bewiesen. Die Zivilbehörden untersuchten die Fälle der beiden Frauen nur unzureichend, und darüber hinaus werden sie und ihre Familien eingeschüchtert. Am 28. August 2010 näherten sich zwei Männer der Tochter von Inés Fernández und drohten, die Familie zu töten, wenn sie die Gegend nicht verliesse.
Im August 2010 gab der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte zwei Urteile zu Mexiko bekannt, in denen er eine umfassende Untersuchung durch die mexikanischen Zivilbehörden, Entschädigungszahlungen und eine Reformierung des Militärjustizsystems forderte.
Forderungen der abgeschlossenen Aktion
Sehr geehrter Herr Präsident
2002 wurden Valentina Rosendo Cantú und Inés Fernández Ortega von Soldaten angehalten und in der Folge vergewaltigt.
Inès und Valentina sind zwei junge Frauen aus der indigenen Gemeinschaft Me’phaa im Staat Guerrero und Mitglieder der Organisation des Indigenen Volkes Me’phaa (OPIM). Mit viel Mut zeigten sie die Übergriffe bei den Behörden an. Die einem Militärgericht anvertrauten Ermittlungen führten jedoch nie zu einem Ergebnis.
Im August 2010 ordnete der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte an, dass der mexikanische Staat eine Untersuchung zu den begangenen Vergewaltigungen einleiten, die Verantwortlichen vor Gericht stellen und die Opfer angemessen entschädigen muss. Der Gerichtshof wies Mexiko auch an, die Prüfung von Menschenrechtsverletzungen, die durch Armeemitglieder begangen wurden, nicht mehr einem Militärgericht zu überlassen. Der im August 2011 getroffene Entscheid, das Dossier den mexikanischen Zivilbehörden zu übergeben, ist ein bedeutender Fortschritt im Kampf gegen die Straffreiheit in Mexiko.
Nun fordern wir Sie auf, eine umfassende und unparteiische Untersuchung zur Vergewaltigung und Folterung der beiden jungen Frauen zu gewährleisten. Der mexikanische Staat soll seine Verantwortung gegenüber den Tätern anerkennen und sich öffentlich bei den Opfern und ihren Familien entschuldigen.
Schliesslich rufen wir Sie auf, dafür zu sorgen, dass von Armeemitgliedern begangene Menschenrechtsverletzungen systematisch vor ein Zivilgericht gebracht werden.
Hochachtungsvoll
Dieser Brief ist Teil der Briefe gegen das Vergessen November und Dezember 2011 | Zurück zur Übersicht November und Dezember 2011 | Word-Dokument herunterladen | E-Mail-Alert für «Briefe» abonnieren