Die gewaltsamen Zwischenfälle vom 26. September 2014 sind nur die letzten in einer langen Reihe von straffrei gebliebenen Menschenrechtsverletzungen in Mexiko. © Daniel Guerrero
Die gewaltsamen Zwischenfälle vom 26. September 2014 sind nur die letzten in einer langen Reihe von straffrei gebliebenen Menschenrechtsverletzungen in Mexiko. © Daniel Guerrero

Fund eines Massengrabes in Mexiko Identität der Leichen bisher ungeklärt

8. Oktober 2014
Nach den Zwischenfällen vom 26. September 2014 in Iguala im mexikanischen Bundesstaat Guerrero, in deren Folge sechs Personen starben, gelten 43 Studierende weiterhin als vermisst. Das Schicksal der Verschwundenen erscheint nach dem Fund eines Massengrabes am vergangenen Sonntag in neuem Licht. Die sterblichen Überreste sind noch nicht identifiziert.

Wie Amnesty International berichtete, wurden am 26. September 80 Studierende der Escuela Normal Rural Raúl Isidro Burgo im Bundesstaat Guerrero von Polizeikräften unter Beschuss genommen. Später wurden sie von unbekannten Männern angegriffen. Bei den Zwischenfällen kamen mindestens sechs Personen ums Leben und weitere 20 Personen wurden verletzt. 43 Studierende gelten seitdem als vermisst. Die zuständige Untersuchungseinheit von Guerrero hat im Zusammenhang mit den gewaltsamen Vorkommnissen 30 Personen festgenommen, darunter befinden sich 22 Angehörige des lokalen Polizeikorps. Am 5. Oktober informierten die Behörden ausserdem über den Fund eines Massengrabes.

Amnesty International fordert Generalstaatsanwalt zum Ermitteln auf

Die Identifizierung der 28 Leichen und die Aufklärung der Hintergründe des Massengrabes obliegen der Generalstaatsanwaltschaft. Für die Aufklärung des Verbleibs der 43 Verschwundenen ist jedoch deren Lokalbüro in Guerrero zuständig. Dies, obwohl Hinweise auf mögliche Verbindungen der lokalen Behörden mit kriminellen Gruppierungen bestehen.

Angesichts des Ernsts der Lage und der mutmasslichen Verwicklungen von illegalen bewaffneten Gruppen in die Geschehnisse, fordert Amnesty International, dass die Ermittlungen im Fall des gewaltsamen Verschwindenlassens von 43 Studierenden sowie der weiteren Geschehnisse vom 26. September von der Generalstaatsanwaltschaft übernommen werden. Amnesty International weist auf die entscheidende Rolle von unabhängigen ForensikerInnen hin und fordert die Behörden auf, diese in den Untersuchungsprozess miteinzubeziehen.

Internationale Medienmitteilung vom 7. Oktober 2014 (Englisch)

Urgent Action vom 7. Oktober 2014 (Englisch)

Online Petition an die mexikanischen Behörden (Spanisch)

Medienmitteilung von Amnesty Mexiko vom 10. Oktober 2014 (Spanisch)

Die gewaltsamen Vorkommnisse der letzten Tage in Iguala sind leider keine Einzelfälle. Sie geschahen in einem Kontext der Straflosigkeit und der weit verbreiteten Folter in Guerrero und ganz Mexiko. Amnesty International veröffentlichte am 6. September einen Bericht, der einen sechsfachen Anstieg von Folter in den letzten zehn Jahren und eine Kultur der Toleranz gegenüber Misshandlungen und anderen grausamen Praktiken in Mexiko anprangert.