Letzten Freitag überfiel eine Gruppe bewaffneter Männer ungefähr 100 aus Zentralamerika stammende Migrantinnen und Migranten auf einem Güterzug in der Nähe von Las Choapas im südlichen Bundesstaat Veracruz. Die Bewaffneten forderten Geld von den Menschen, die Richtung US-amerikanische Grenze unterwegs waren. Nach Angaben der lokalen Behörden gelang es nur knapp der Hälfte der Gruppe vor den Angreifern zu fliehen und ins nächstgelegene Dorf zu gelangen. Dort brachten die Behörden die traumatisierten Migrantinnen und Migranten, darunter fünf Kinder, zu staatlichen Migrationszentren.
Ein weiterer gravierender Angriff ereignete sich am 2. Juni, als bewaffnete Männer in Armeeuniformen eine Gruppe von 120 Migrantinnen und Migranten im nördlichen Bundesstaat Sonora angriffen. Überlebende erzählten, dass sie in der Nähe der US-Grenze ein kaputtes Fahrzeug reparierten, als sich eine Gruppe Männer ihnen näherte und wahllos auf sie zu schiessen begann. Bisher ist nur von 13 Personen sicher, dass sie ihr Leben retten konnten. Zwei Tage nach dem Überfall sind drei Leichen am Ort des Geschehens gefunden worden.
Anstieg der Attacken ums Zehnfache innert eines Jahres
Zwischen 2013 und 2014 sind die Angriffe auf Migrantinnen und Migranten in Mexiko ums Zehnfache gestiegen, wie nationale Medien berichteten. Wurden 2013 noch 62 Angriffe gezählt, waren es 2014 schon 682.
«Mexiko ist zu einer Todesfalle für Migranten geworden: Brutale Gangs warten nur darauf, sie für ein paar Dollar anzugreifen», sagt Erika Guevara-Rosas, Amerika-Direktorin von Amnesty International.
«Unzählige Migrantinnen und Migranten sind in den letzten Jahren bei ihrem Versuch, in die USA zu gelangen, gestorben oder verschwunden. Wie viele Menschen müssen noch sterben bis die Behörden aufwachen und etwas dagegen unternehmen?»
Amnesty International fordert, dass die mexikanischen Behörden den schockierenden Anstieg von gewalttätigen Angriffen gegen Migrantinnen und Migranten durch kriminelle Banden umgehend untersuchen und den Überlebenden eine sichere Unterkunft sowie psychologische und medizinische Hilfe zur Verfügung stellen.
Internationale Medienmitteilung (auf Englisch)