Wo sind die 43 Studenten? Demonstration in Mexiko-City. © Itzel Plascencia López / Amnesty International Mexico
Wo sind die 43 Studenten? Demonstration in Mexiko-City. © Itzel Plascencia López / Amnesty International Mexico

Mexiko Vier Jahre nach Ayotzinapa bleibt die Wahrheit noch immer im Dunkeln

26. September 2018
Vier Jahre nach dem Verschwinden von 43 Studenten aus Ayotzinapa hat die Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto nun eine letzte Chance, einen Beitrag zur Wahrheitssuche zu leisten: Sie darf die Bildung einer Sonderermittlungskommission nicht weiter behindern.

«Die Welt wartet darauf, dass die Regierung endlich den Rechten der Opfer Genüge tut, indem sie die Einsetzung einer Untersuchungskommission genehmigt, welche die Wahrheit über das Geschehene aufdecken und Gerechtigkeit für die 43 Studenten und ihre Angehörigen schaffen kann», sagte Erika Guevara-Rosas, Amerika-Direktorin von Amnesty International.

Am 26. September 2014 verschwanden 43 Schüler des Lehrerseminars Ayotzinapa gewaltsam in Iguala im Bundesstaat Guerrero. Trotz des anhaltenden internationalen und nationalen Drucks und der Beharrlichkeit der Angehörigen ist der Aufenthaltsort der Opfer noch immer unbekannt und der genaue Tathergang weiterhin unklar.

Wildwuchs an Theorien

Am 16. Oktober 2014 erklärte Präsident Peña Nieto die Aufklärung der Geschehnisse zu einer Priorität seiner Amtszeit. Seither hat die Regierung verschiedene Theorien über den Tathergang verlautbaren lassen, die jedoch allesamt von internationalen und nationalen Expertengremien für unzutreffend erklärt wurden.

Im Juni 2018 hat ein Bundesgericht die Einsetzung einer Sonderermittlungskommission angeordnet. Anstatt diese zu unterstützen, hat die Regierung seither zahlreiche Rechtseinwände angebracht, um die Bildung der Kommission um jeden Preis zu verhindern.

Schwierige Aufgabe für neue Regierung

«Nach vier Jahren gescheiterter Ermittlungen und Faktenvertuschung ist es unwahrscheinlich, dass die derzeitige Regierung die notwendigen Schritte unternehmen wird, um diesen Fall endlich aufzuklären. Der neuen Regierung von Andrés Manuel López Obrador, der am 1. Dezember sein Amt aufnehmen wird,  kommt daher die schwierige Aufgabe zu, alle notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um das Recht der Opfer auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung zu garantieren», so das Fazit von Tania Reneaum, der Geschäftsleiterin von Amnesty Mexiko.

«Ayotzinapa» ist nur einer von Tausenden von Fällen von Verschwindenlassen in Mexiko. In den letzten vier Jahren stieg die offizielle Anzahl der Verschwundenen von 22'000 auf 37'000.

Internationale Medienmitteilung und weiterführende Artikel auf Englisch: After four years of failed investigations, the state must guarantee truth and justice for the 43 students from Ayotzinapa, 24 September 2018