Vor 2006 erlaubte es das Gesetz, im Falle von Gefahr für Leben und Gesundheit der Mutter oder bei Schwangerschaft als Folge einer Vergewaltigung Ausnahmen vom Abtreibungsverbot zu machen.
Kriminalisierung des medizinischen Personals
Das neue Gesetz sieht Gefängnisstrafen für medizinisches Personal bereits dann vor, wenn es bei der Behandlung schwangerer Frauen und Mädchen dem Fötus unbeabsichtigt irgendwelchen Schaden zufügt. Es stellt Ärztinnen, Ärzte und anderes Personal im Gesundheitsbereich vor einen unmöglich zu lösenden Konfikt, wenn sich die Forderungen der Gesetze und die ethische Verpflichtung, Leben zu retten und die Würde der Patientin zu schützen diametral entgegenstehen.
Das Verbot bringt Frauen und Mädchen in Gefahr
Die Kriminalisierung von Schwangerschafts-abbrüchen ohne Ausnahme führt in erhöhtem Masse zu Leiderfahrungen auf Seiten schwangerer Frauen und Mädchen, die medi-zinische Hilfe suchen. Schmerzen, Angst und Stigmatisierung, in manchen Fällen sogar Tod oder Selbstmordversuche sind die Folgen.
Einige Gruppen von Frauen trifft es besonders hart: Schwangere Frauen und Mädchen, die wegen lebensbedrohender Krankheiten oder nach Fehlgeburten Behandlung benötigen, Frauen und Mädchen, denen schwangerschaftsbedingte Komplikationen drohen, sowie Überlebende von Vergewaltigungen oder Inzesthandlungen. Das Gesetz verweigert ihnen medizinische Behandlung gerade in Situationen, in denen sie von Traumatisierung bedroht sind und dieser Hilfe in besonderer Weise bedürfen. Kriminalisierung verhindert andererseits keine Schwangerschaftsabbrüche, sondern treibt deren Durchführung in die „Hinterhöfe“ - mit hohen Risiken für Gesundheit und Leben der Frauen, denen zudem noch Gefängnisstrafen drohen.
Bericht von Amnesty International
Der Bericht The total abortion ban in Nicaragua zeigt auf, wie sich die Gesetzgebung auf das Leben der Frauen und Mädchen auswirkt:
Bericht englisch (pdf - 780 KB) Bericht spanisch (pdf - 810 KB) Kurzfassung deutsch (pdf - 2,4 MB)