USA Reginald Clemons darf nicht hingerichtet werden!

September 2010
Die Hälfte seines Lebens hat der heute 38-jährige Afroamerikaner Reginald «Reggie» Clemons aus Missouri in der Todeszelle verbracht. Er erklärt sich für unschuldig für das Verbrechen, für das er 1992 zum Tod verurteilt wurde.

Im Juni 2009 stand er kurz vor der Hinrichtung: «An diesem Tag wurde von diesem Gericht geurteilt und angeordnet, dass Reginald Clemons, der sich im Gefängnis befindet und weiterhin dort bleiben soll, am 17. Juni 2009 unter Aufsicht und Hoheit des Gefängnisdirektors den Tod erleiden soll», hiess es im Hinrichtungsbefehl. Dieser wurde bis heute nicht vollstreckt, denn seine Anwälte legten erfolgreich Berufung gegen das Todesurteil ein.

Reginald Clemons war für die Ermordung der beiden Schwestern Julie und Robin Kerry zum Tode verurteilt worden. Sie waren in der Nacht vom 5. April 1991 auf einer stillgelegten Brücke über dem Mississippi vergewaltigt und in den Fluss gestossen worden. Zunächst verdächtigte die Polizei den Cousin der Mädchen, Thomas Cummings, der intensiv verhört wurde. Als die Polizei später Reginald Clemons und drei weitere Verdächtige festnahm, liess man die Vorwürfe gegen Cummings fallen. Dieser zeigte die Polizei an und beschuldigte die Beamten, ihn körperlich misshandelt und ihm Zugang zu einem Anwalt verwehrt zu haben.

Geständnis mit Gewalt erpresst

Auch Clemons und ein Mitangeklagter berichteten, die Ermittler hätten massive körperliche Gewalt angewendet und auf diese Weise Geständnisse erpresst. Während der Anklageerhebung ordnete der Richter Clemons' Einweisung in ein Krankenhaus an, da sein Gesicht geschwollen war und schmerzte. Dennoch wurde sein «Geständnis» als Beweis zugelassen. Der zuständige Staatsanwalt Nels Moss verfolgte die Strafsache Clemons auf äusserst aggressive und fragwürdige Weise. Obwohl Clemons überhaupt nicht vorbestraft war, erklärte Moss, dass der Angeklagte «keine bedeutenden» Vorstrafen habe.

Hinzu kam die Inkompetenz von Clemons' Anwälten. Auch die Auswahl der Geschworenen war unangemessen. Obgleich fast 50 Prozent der Bevölkerung in St. Louis schwarzer Hautfarbe ist, waren nur zwei der zwölf Geschworenen Schwarze. Clemons beteuert bis heute seine Unschuld. Derzeit ist seine Hinrichtung ausgesetzt, denn sein Fall wird vom Obersten Gerichtshof in Missouri geprüft.


Der Fall von Reginald Clemons ist in vielen Aspekten typisch für die Unzulänglichkeiten im US-amerikanischen Todesstrafensystem.