Mohamedou Ould Slahi war im November 2001 in Mauretanien festgenommen worden, nachdem er sich freiwillig für Befragungen gemeldet hatte. Nachdem man ihn nach Jordanien und in das Bagram-Gefängnis in Afghanistan verschleppt hatte, wurde er nach Guantánamo gebracht.
2015 wurden Notizen, die Mohamedou Ould Slahi während seiner Zeit in Guantánamo an seine Rechtsbeistände geschrieben hatte, unter dem Titel «Das Guantánamo-Tagebuch» veröffentlicht. In den Notizen beschrieb er detailliert die Umstände seiner Haft.
Mohamedou Ould Slahi soll fast 70 Tage am Stück am Schlafen gehindert worden sein, indem man ihn Scheinwerferlicht und anhaltender lauter Heavy-Metal-Musik aussetzte. Ausserdem bedrohte man ihn und seine Familie, schüchterte ihn mithilfe eines Hundes ein, setzte ihn kalten Temperaturen aus, begoss ihn mit kaltem Wasser und griff ihn tätlich an. Zudem wurden ihm zeitweise Nahrungsmittel verweigert. Er wurde nie einer Straftat angeklagt.
«Die 14 Jahre rechtswidrige Haft und Folter von Mohamedou Ould Slahi waren unzumutbar und seine Überführung in sein Heimatland lange überfällig», erklärt Elizabeth Beavers, Campaignerin bei der US-amerikanischen Sektion von Amnesty International. «Seine Schilderungen, wie er behandelt wurde, gewähren einen erschreckenden Einblick in den Alltag von Personen, die bereits seit über einem Jahrzehnt ohne Anklage inhaftiert sind.»
«Es werden noch immer 60 Männer in Guantánamo festgehalten. Sie müssen entweder einer Straftat angeklagt und in einem fairen Verfahren vor ein Bundesgericht gestellt, oder aber freigelassen und in ein Land gebracht werden, in dem ihre Menschenrechte geschützt sind», so Beavers weiter.
«Präsident Obama muss das Gefangenenlager Guantánamo noch vor Ende seiner Amtszeit schliessen und sicherstellen, dass die Verantwortlichen für die Folter, die viele der Insassen erleiden mussten, zur Rechenschaft gezogen werden.»
In der vergangenen Woche hat die US-amerikanische Sektion von Amnesty International eine Kampagne gestartet, mit der Präsident Obama dazu aufgefordert wird, dem Thema Menschenrechte während der letzten 100 Tage seiner Amtszeit Priorität einzuräumen. Dazu gehört auch die Schliessung des Gefangenenlagers Guantánamo.