Chelsea Manning war zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. 	© Amnesty International
Chelsea Manning war zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. © Amnesty International

USA Chelsea Manning ist endlich frei

Medienmitteilung 17. Mai 2017, Washington/Bern – Medienkontakt
Chelsea Manning ist ab heute auf freiem Fuss. Amnesty International begrüsst diese längst überfällige Freilassung aus dem Militärgefängnis. Manning war dafür bestraft worden, dass sie vertrauliche Informationen – auch über mögliche Kriegsverbrechen des US-Militärs – öffentlich machte.

«Auf diesen Tag, an dem die grausame Tortur für Chelsea Manning ein Ende hat, haben Tausende von Aktivistinnen und Aktivisten von Amnesty International hingearbeitet», sagte Margaret Huang, geschäftsführende Direktorin von Amnesty USA.

«Die Behandlung von Chelsea ist besonders stossend angesichts der Tatsache, dass niemand für die mutmasslichen Verbrechen verantwortlich gemacht wurde, die sie ans Licht gebracht hat. Wir feiern heute ihre Freilassung, aber wir werden weiterhin darauf drängen, dass eine unabhängige Untersuchung zu den mutmasslichen Menschenrechtsverletzungen stattfindet, die sie öffentlich gemacht hat. Zudem verlangen wir, dass Schutzmechanismen eingesetzt werden, die sicherstellen, dass Whistleblower wie Chelsea nie wieder so entsetzlich behandelt werden.»

 «Mir scheint, dass die Transparenz einer Regierung eine grundlegende Voraussetzung für die Garantie und den Schutz der Freiheit und der Würde aller Menschen ist.» Chelsea Manning

Grausame und entwürdigende Behandlung

Amnesty International hat sich seit 2013 für die Freilassung von Chelsea Manning eingesetzt, die zu 35 Jahren Haft verurteilt worden war. Dieses Strafmass übersteigt das von Mördern, Vergewaltigern oder Kriegsverbrechern in den Reihen des US-Militärs. Nach einem Suizidversuch wurde sie zudem für 11 Tage in Einzelhaft gesperrt – unter Bedingungen, die der Uno-Sonderberichterstatter über Folter als grausam, unmenschlich und entwürdigend bezeichnete. Hinzu kam, dass Manning nach dem Beginn ihrer Geschlechtsumwandlung im Gefängnis wiederholt die nötige medizinische Behandlung verweigert wurde.

Amnesty International machte im Briefmarathon 2014 auf ihren Fall aufmerksam. Fast eine Viertelmillion Menschen engagierten sich und riefen den damaligen US-Präsidenten Barack Obama zu ihrer Freilassung auf.

In einem Brief an Amnesty schrieb Chelsea Manning damals: «Ich unterstütze ihre Arbeit zum Schutz von Menschen, denen Gerechtigkeit, Freiheit, Wahrheit und Würde versagt wird. Mir scheint, dass die Transparenz einer Regierung eine grundlegende Voraussetzung für die Garantie und den Schutz der Freiheit und der Würde aller Menschen ist.» Unmittelbar vor dem Ende seiner Amtszeit verkürzte Obama im Januar 2017 schliesslich die Haftstrafe und machte so den Weg frei für ihre Freilassung.

Kampagne zum Schutz von MenschenrechtsverteidigerInnen

Diese Woche hat Amnesty International die neue Kampagne «BRAVE – Mutig für die Menschenrechte» lanciert. Sie zielt darauf, mutige Aktivistinnen, Anwälte oder Whistleblower weltweit zu schützen, die sich im Kampf für die Menschenrechte oftmals grossen Gefahren aussetzen.

«Die Rache der US-Behörden an Chelsea Manning ist ein trauriges Beispiel dafür, zu welch extremen Mitteln die Herrschenden greifen, um andere zum Schweigen zu bringen», sagte Margaret Huang: «Die Freilassung von Chelsea zeigt einmal mehr, dass Menschen die Macht haben, Ungerechtigkeit zu besiegen. Das soll all jene Aktivistinnen und Aktivisten ermutigen, die sich für den Schutz der Menschenrechte weltweit einsetzen – um sie dreht sich unsere neue globalen Kampagne BRAVE.»