Am 10. Dezember 2003 ging die Familie Whitaker – Mutter, Vater und zwei Söhne – im Fort Bend County in Texas zum Abendessen in ein Restaurant. Als sie nach Hause zurückkehrten, wartete dort bereits Christopher Brashear auf sie. Dann wurde auf die Eltern Patricia und Kent Whitaker sowie den jüngeren Sohn Kevin Whitaker geschossen. Patricia und Kevin Whitaker starben, doch der Vater Kent Whitaker überlebte schwer verletzt. Später erfuhr er, dass sein älterer Sohn, Thomas Whitaker, die Morde geplant hatte. Dieser hatte gewusst, dass Christopher Brashear im Haus wartete, um die übrigen Familienmitglieder zu erschiessen. Im März 2007 sprach eine Jury Thomas Whitaker des Mordes schuldig. Bei der Festlegung des Strafmasses kam ihm strafmildernd zugute, dass er die Tat bereute und angeboten hatte, sich schuldig zu bekennen, wenn er im Gegenzug zu zwei lebenslangen Haftstrafen verurteilt würde. Zudem wollten weder sein Vater noch die Angehörigen mütterlicherseits eine Verurteilung zum Tode. Die Verteidigung stellte auch fest, dass der Bundesstaat für Christopher Brashear nicht die Todesstrafe gefordert hatte. Dieser wurde im September 2007 zu lebenslanger Haft verurteilt.
Am 20. Februar hat sich der Begnadigungsausschuss von Texas einstimmig für eine Umwandlung des Todesurteils in eine lebenslange Haftstrafe durch Gouverneur Greg Abbott ausgesprochen. Seit 2007 war dies das erste Mal, dass der Ausschuss solch eine Entscheidung getroffen hat. Am 22. Februar, nur Stunden vor dem Hinrichtungstermin, unterzeichnete Gouverneur Greg Abbott eine Bekanntmachung, mit der er die Entscheidung des Begnadigungsausschusses annahm und Thomas Whitakers Todesurteil in eine lebenslange Haftstrafe ohne Möglichkeit zur Bewährung umwandelte. Er gab an, dass die Entscheidung des Ausschusses durch «die Gesamheit der Umstände dieses Falls und unter der Voraussetzung, dass Thomas Whitaker niemals aus dem Gefängnis entlassen wird» untermauert wird. Ausserdem habe Thomas Whitaker zugestimmt, auf alle Ansprüche auf Bewährung zu verzichten. Dieser Verzicht mache einen «essenziellen und unverzichtbaren Teil» seiner Entscheidung aus.
Gouverneur Greg Abbot bemerkte dazu, dass Christopher Brashear, der die Familienmitglieder erschossen hatte, zu lebenslänglicher Haft verurteil wurde, aber Thomas Whitaker, «der die Tat an seinen Eltern und seinem Bruder geplant hatte, aber die tödlichen Schüsse nicht tatsächlich abgegeben hat, zum Tode verurteilt wurde». Als Schlussbemerkung sagte er, dass Kent Whitaker, der Vater des Gefangenen, «der Hinrichtung seines Sohnes überzeugt widerspricht». In einer anderen Erklärung ergänzte der Gouverneur, Kent Whitaker gäbe an, dass er «im Falle der Hinrichtung seines Sohnes durch den Staat erneut Schaden erleiden würde, indem er seinen letzten direkten Familienangehörigen verlieren würde».
In dieser öffentlichen Erklärung nahm er Bezug auf den Einfluss der Einstimmigkeit des Begnadigungsausschusses auf seine Entscheidung. Er sagte: «In etwas über drei Jahren als Gouverneur habe ich 30 Hinrichtungen bestätigt. Bis heute habe ich noch keine Umwandlung eines Todesurteils bewilligt.»
548 der 1469 Hinrichtungen in den USA fanden in Texas statt, seit die Praxis 1977 unter den neuen Gesetzen zur Todesstrafe, die 1976 vom Obersten Gerichtshof verabschiedet worden waren, wiederaufgenommen wurde. In diesem Jahr fanden in den USA bisher vier Hinrichtungen statt, drei in Texas und eine in Florida.