Backlash: In den USA entschied der oberste Gerichtshof am 24. Juni 2022, das Urteil Roe vs. Wade aufzuheben. Seither haben diverse Bundesstaaten die Abtreibungsgesetze verschärft. © Amnesty International USA
Backlash: In den USA entschied der oberste Gerichtshof am 24. Juni 2022, das Urteil Roe vs. Wade aufzuheben. Seither haben diverse Bundesstaaten die Abtreibungsgesetze verschärft. © Amnesty International USA

USA Ein Jahr nach der Aufhebung von Roe vs. Wade hat die Menschenrechtskrise weiter zugenommen

24. Juni 2023
Seit der Aufhebung des Urteils Roe vs. Wade in den USA vor einem Jahr wurde der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen in vielen Bundesstaaten erschwert oder gar verboten. Amnesty International kritisiert, dass bewusst ein Klima der Angst geschaffen wird, um Personen von Schwangerschaftsabbrüchen abzuhalten.

Vor einem Jahr hob der Oberste Gerichtshof der USA das Urteil von Roe vs. Wade, welches das Recht auf Schwangerschaftsabbruch garantierte, auf. Seither wurde der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen in vielen Bundesstaaten erschwert oder gar verboten.

«Die Aufhebung des Urteils Roe vs. Wade vor einem Jahr war ein gefährlicher Rückschlag im Kontext des ansonsten stetigen weltweiten Fortschritts für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch.» Erika Guevara-Rosas, Direktorin für Nord- und Südamerika bei Amnesty International

Tarah Demant, Direktorin für Programme, Advocacy und Regierungsangelegenheiten bei Amnesty International USA, sagt: «Ein Jahr, nachdem der Oberste Gerichtshof Millionen von Menschen ihrer Rechte beraubt hat, stehen Frauen, Mädchen und Menschen, die schwanger werden können, in den Vereinigten Staaten vor einer noch nie dagewesenen Menschenrechtskrise. Ein Flickenteppich von verheerenden Gesetzen überzieht das Land. Jede dritte Frau und jedes dritte Mädchen im fortpflanzungsfähigen Alter lebt heute in Bundesstaaten, in denen der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen entweder ganz oder fast ganz verwehrt ist. Menschen sehen sich gezwungen, Tausende von Kilometern für eine Abtreibungsbehandlung zurückzulegen, und es wird gezielt ein Klima der Angst geschaffen, welches Frauen, Mädchen und Menschen, die schwanger werden können, davon abhält, eine legale Abtreibungsbehandlung zu finden.»

«Frauen, Mädchen und Menschen, die schwanger werden können, sehen sich in Staaten, in denen sie keinen Zugang zu Abtreibungen haben, mit einer düsteren Realität konfrontiert: Die Staaten mit den strengsten Abtreibungsgesetzen haben die schwächste Unterstützung für Mütter. Sie verzeichnen höhere Müttersterblichkeitsraten und höhere Kinderarmutsraten. Die Abtreibungsgegner versuchen weiterhin, die Schwangerschaftsabbrüche zu kriminalisieren, indem sie weitere Verbote erlassen, Kopfgelder auf Abtreibungswillige aussetzen, den Zugang zu medikamentösen Schwangerschaftsabbrüchen erschweren und die Information über diese einschränken», fährt Tarah Demant fort.

«Trotz dieser koordinierten und bissigen Angriffe auf unsere Rechte befürworten die Amerikaner*innen weiterhin mit überwältigender Mehrheit den Zugang zu sicheren und legalen Schwangerschaftsabbrüchen. Mehrere Staaten haben neue Schutzmassnahmen eingeführt, und Aktivist*innen in allen Staaten setzen sich weiterhin für ihre Rechte ein. Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch ist ein Menschenrecht und eine medizinische Grundversorgung. Aktivist*innen im ganzen Land und auf der ganzen Welt sind entschlossener denn je, dafür zu sorgen, dass die Menschen in den USA Zugang zu diesem Recht haben.»

Erika Guevara-Rosas, Direktorin für Nord- und Südamerika bei Amnesty International, sagte: «Die Aufhebung des Urteils Roe vs. Wade vor einem Jahr war ein gefährlicher Rückschlag im Kontext des ansonsten stetigen weltweiten Fortschritts für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch. Im vergangenen Jahr haben sich die USA einer sehr kleinen Gruppe von Ländern angeschlossen, die in den letzten Jahren das Recht auf Schwangerschaftsabbruch eingeschränkt haben, darunter Polen, Nicaragua und El Salvador. In anderen Ländern wie Irland, Mexiko, Argentinien und Kolumbien sind die Fortschritte bei der Entkriminalisierung und Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen ein enormer Gewinn für die Weltgemeinschaft. Es ist klar, dass sich die USA in die falsche Richtung bewegen − sie geben weltweit ein schreckliches Beispiel ab und gefährden damit Frauen, Mädchen und schwangere Menschen.»