© Alabama Department of Corrections
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USA / Todesstrafe Alabama will erstmals Gefangenen durch Einsatz von Stickstoff hinrichten

16. Januar 2024
Am 25. Januar 2024 könnte im US-Bundesstaat Alabama erstmals eine Person durch Stickstoffhypoxie hingerichtet werden – eine grausame Hinrichtungsmethode, die bisher noch nicht angewandt wurde. Sie könnte Folter gleichkommen.
Update
Kenneth Smith wurde am 25. Januar  mithilfe von Stickstoff exekutiert. Die Hinrichtung dauerte etwa 22 Minuten, da Smith noch einige Zeit bei Bewusstsein zu sein schein.

 

 

Amnesty International ist besorgt über die drohende Hinrichtung von Kenneth Smith am 25. Januar und ruft die Gouverneurin von Alabama auf, die Hinrichtungspläne zu stoppen. Der Fall ist besonders dramatisch: Kenneth Smith sollte bereits 2022 durch eine Injektion hingerichtet werden, der Versuch schlug jedoch fehl und war für den Betroffenen qualvoll. Er musste starke Schmerzen ausstehen und leidet seitdem unter posttraumatischen Belastungsstörungen.

«An Kenneth Smith wird ein grausames Experiment durchgeführt.» Patrick Walder, Verantwortlicher für den Bereich Todesstrafe

Nun soll bei Kenneth Smith eine neue Hinrichtungsmethode erstmals angewandt werden: Dem Verurteilten wird mit Stickstoffgas der Sauerstoff entzogen. «Der  Tod durch Ersticken gilt als besonders qualvoll», sagt Patrick Walder, Verantwortlicher für den Themenbereich Todesstrafe  bei Amnesty Schweiz. «Für diese Hinrichtungsmethode liegen keinerlei Erfahrungen vor. An Kenneth Smith wird also ein grausames Experiment durchgeführt. Diese Form der Hinrichtung könnte der Folter gleichkommen.»

Urgent Action: Schreiben Sie einen Appellbrief per E-Mail und bitten Sie die Gouverneurin von Alabama Kenneth Smith zu begnadigen!

Die Notwendigkeit der US-amerikanischen Justizbehörden, neue Hinrichtungsmethoden zu finden, ergibt sich durch die Weigerung europäischer Arzneimittelhersteller, ihre für Narkose und Heilung gedachten Medikamente zur Tötung von Menschen in US-amerikanische Gefängnisse zu liefern. In der Folge kann die bisherige Methode der Hinrichtung durch Gift nicht mehr durchgeführt werden. Experimente mit anderen Giften führten zu äusserst schmerzhaften Sterbeprozessen. Beispielsweise starb 2014 Clayton Lockett erst nach 43 Minuten unter Qualen.

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Hintergrund

Zum Zeitpunkt des ihm zur Last gelegten Mordes im Jahr 1988 war Kenneth Smith 22 Jahre alt und hatte eine Kindheit hinter sich, die von schwerer häuslicher Gewalt geprägt war. Der heute 58-Jährige ist bereits seit 34 Jahren inhaftiert. Er soll im Todestrakt ein gewaltfreies, respektvolles und konstruktives Mitglied der Gemeinschaft gewesen sein. In seiner Gefängnisakte ist vor allem von Persönlichkeitsentwicklung und Unterstützung anderer die Rede.

Bei der Wiederaufnahme seines Prozesses im Jahr 1996 stimmten elf der zwölf Geschworenen für eine lebenslange Freiheitsstrafe ohne die Möglichkeit der vorzeitigen Freilassung auf Bewährung. Sie wurden jedoch vom Richter überstimmt. Dieses Vorgehen ist seit 2017 in Alabama verboten. Die Hinrichtung von Kenneth Smith würde ausserdem gegen den international anerkannten strafrechtlichen Grundsatz verstossen, dass zum Tode Verurteilten im Nachhinein Milde zuteilwird, wenn es nach Begehen des Verbrechens dahingehende Gesetzesänderungen gibt.

Die USA auf nationaler Ebene, das US-Militär und 27 US-Bundesstaaten halten weiterhin an der Todesstrafe fest. In den USA sind seit 1976 1582 Menschen hingerichtet worden – auf dem elektrischen Stuhl, durch Ersticken unter Einsatz von Gas, Erhängen, Erschiessungskommandos oder eine tödliche Injektion. Amnesty International wendet sich in allen Fällen vorbehaltlos gegen die Todesstrafe – ohne Ausnahme und unabhängig von der Art oder den Umständen des Verbrechens, der Schuld oder möglichen Unschuld sowie den Hinrichtungsmethoden eines Staates.