Der Bericht «Der Staat als Katalysator für Gewalt gegen Frauen» untersucht den Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheitsversorgung von Frauen in Argentinien, Chile, El Salvador, der Dominikanischen Republik, Mexiko, Paraguay, Peru und Uruguay. Er zeigt, dass der Zugang zu sexuellen und reproduktiven Grundrechten vom Wohlstand der Patientinnen und den religiösen Ansichten des medizinischen Fachpersonals oder der Beamten abhängen.
«Ob Frauen lebenswichtige Medikamente bekommen, hängt tragischerweise vom Goodwill des medizinischen Personals oder den finanziellen Möglichkeiten der Patientinnen ab. Dieser schockierende und unrechtmässige Ansatz der Gesundheitsversorgung gefährdet Tausende von Menschenleben», sagt Erika Guevara-Rosas, Amerika-Direktorin von Amnesty International.
Ob Frauen lebenswichtige Medikamente bekommen, hängt vom Goodwill des medizinischen Personals oder den finanziellen Möglichkeiten der Patientinnen ab.
Erika Guevara-Rosas, Amerika-Direktorin von Amnesty International
Gewaltmuster wiederholen sich auf dem ganzen Kontinent
Der Bericht zeigt Muster von Gewalt gegen Frauen auf, die sich in der ganzen Region wiederholen, namentlich Misshandlungen, Verweigerung von Gesundheitsdienstleistungen, Verletzung ärztlicher Schweigepflicht oder das Aufzwingen einer Handlung, die von moralischen oder religiösen Prinzipien diktiert wird. All dies sind Menschenrechtsverletzungen, die auf gesellschaftlichen Stereotypen der Rolle der Frau beruhen. Diese Stereotypen werden den Mädchen und Frauen durch diskriminierende Gesetze und Handhabungen aufgezwungen.
«Diese absurden Regelungen und Handhabungen zeigen, dass Gewalt und Diskriminierung gegen Frauen vom Staat nicht nur toleriert, sondern gefördert wird.»
Lebensrettender Schwangerschaftsabbruch in sieben Ländern verboten
Ein Schwangerschaftsabbruch ist in sieben Ländern Lateinamerikas auch dann verboten, wenn das Leben der Frau in Gefahr schwebt, nämlich in Chile, der Dominikanischen Republik, El Salvador, Haiti, Honduras, Nicaragua und Surinam. Auch in den meisten anderen Ländern Lateinamerikas ist der Zugang zu Abtreibungen extrem schwierig, selbst wenn sie legal sind, da einige medizinische Fachkräfte sie aus ideologischen Gründen nicht durchführen.
Diese Situation führt dazu, dass viele Frauen keine andere Wahl haben als unsachgemässe und entsprechend gesundheitsgefährdende Abtreibungen vorzunehmen. 2014 führte diese Praxis zu mindestens zehn Todesopfern.
«Von El Salvador, wo ein Schwangerschaftsabbruch selbst als lebensrettende Massnahme verboten ist, bis Mexiko, wo HIV-infizierte Frauen zwangssterilisiert werden können, werden Frauen und Mädchen von jenen Fachkräften und dem System missbraucht, welches sie beschützen sollte».