Jugendliche Bewohnerinnen eines Slums von Kabul vor ihrer provisorischen Behausung. © AI
Jugendliche Bewohnerinnen eines Slums von Kabul vor ihrer provisorischen Behausung. © AI

Binnenflüchtlinge sind die vergessenen Opfer des Konflikts Afghanistan blockiert Hilfe für Vertriebene

23. Februar 2012
Im vergangenen Monat sind allein in den Slums von Kabul mindestens 28 Kinder erfroren. Ihre Familien waren vor Kämpfen in ihren Heimatprovinzen geflohen. Sie gehören nun zu der halben Million Binnenvertriebener, die unter elenden Bedingungen in Kabul und anderen Städten in provisorischen Unterkünften leben. Ein heute veröffentlichter Bericht von Amnesty International dokumentiert das Schicksal dieser Flüchtlinge. Die Menschenrechtsorganisation fordert die afghanische Regierung auf, die Einschränkung der humanitären Hilfe für die Binnenvertriebenen umgehend zu beenden.

Der neue Bericht «Fleeing war, finding misery: The plight of the internally displaced in Afghanistan», den Amnesty International heute an einer Pressekonferenz in Kabul vorgestellt hat, beleuchtet das Schicksal der Binnenvertriebenen, die vor Anschlägen der Taliban und anderer bewaffneter Gruppen, aber auch vor Bombardierungen der internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) geflohen sind. In ihren provisorischen Behausungen haben sie nur mangelhaften Zugang zu Nahrung, Wasser, Sanitäranlagen, Gesundheitsversorgung und Bildung. Zudem sind die Flüchtlinge den harten Witterungsbedingungen in Afghanistan fast schutzlos ausgeliefert.

«Die Menschenrechtslage in Afghanistan ist erschreckend. In den Bereichen Gesundheitsversorgung, Bildung, Frauenrechten und Sicherheit schneidet das Land im internationalen Vergleich sehr schlecht ab. Die intern Vertriebenen sind besonders schutzlos«, erklärt Horia Mosadiq, Afghanistan Researcherin von Amnesty International. «Die afghanische Regierung schaut nicht nur weg, sie blockiert sogar Hilfsleistungen der UN und humanitärer Organisationen, um die Flüchtlinge zur Rückkehr zu zwingen.»

«Das Problem der Binnenvertriebenen wird sich nicht von selbst lösen. Im Gegenteil: Mit der sich verschlechternden Sicherheitslage spitzt sich die Situation zu. Noch nie gab es in Afghanistan so viele intern Vertriebene wie heute», sagte Horia Mosadiq. «Das Problem darf nicht länger ignoriert werden. Gerade angesichts des angekündigten Abzugs der ausländischen Truppen müssen beim zivilen Wiederaufbau langfristige Strategien gefunden werden, um die Lage der Binnenvertriebenen zu verbessern.»

Für Rückfragen

Daniel Graf, Mediensprecher, Tel. 044 200 33 50, Mobil 079 379 80 37

Hinweis an die Redaktionen

Den Bericht «Fleeing war, finding misery: The plight of the internally displaced in Afghanistan» (101 Seiten, in Englisch) können Sie hier herunterladen
Wir können Ihnen gerne Interviews mit Amnesty-Researcherin Horia Mosadiq in Kabul vermitteln, die für den Bericht im Land recherchiert hat.