Asylsuchende auf einem Boot, kurz bevor dieses von der australischen Küstenwache aufgebracht und weggeschickt wurde. © Amnesty International
Asylsuchende auf einem Boot, kurz bevor dieses von der australischen Küstenwache aufgebracht und weggeschickt wurde. © Amnesty International

Australien Amnesty wirft Australien Menschenschmuggel vor

28. Oktober 2015
Von Amnesty International gesammelte Beweise belegen, dass die Küstenwache Australiens skrupellose Schlepper bezahlt hatte, um Flüchtlinge von ihren Küsten fernzuhalten.

Der Ende Oktober 2015 veröffentlichte Amnesty-Bericht «By hook or by crook» beweist, dass im Mai 2015 australische Beamte Schmugglergruppen bezahlten, damit diese ein Boot mit 65 Asylsuchenden statt nach Neuseeland in einen indonesischen Hafen steuern. Der Bericht bezieht sich auf Angaben der Menschen, die an Bord waren, der Schlepper und der indonesischen Polizei, die grosse Geldbeträge sichergestellt hat.

«Menschenschmuggel wird normalerweise von Individuen organisiert und nicht von Regierungen ausgeführt. Wir haben aber starke Beweise, dass australische Beamte nicht nur beteiligt waren, sondern eine solche Aktion dirigiert haben», sagte AI-Flüchtlingsexpertin Anna Shea.

Nach den Recherchen von Amnesty haben Grenzschützer im Mai und im Juli auf dem Meer zwischen Australien und Indonesien Boote mit Dutzenden von Flüchtlingen angehalten. Die Menschen seien in einem Fall unter einem Vorwand an Bord des australischen Patrouillenboots gelockt und dort mehrere Tage eingesperrt worden. Beamte hätten die Flüchtlinge dann mit wenig Nahrung und Benzin auf zwei kleinere Boote verteilt, den Schleppern 32 000 US-Dollar sowie Seekarten gegeben und sie damit zurück nach Indonesien geschickt. Die indonesische Polizei habe die Geldscheine bei den Schleppern gefunden. Ein zweiter Fall sei ähnlich abgelaufen.

Diese Vorfälle geschahen im Rahmen der Operation ‚souveräne Grenzen‘, die von der Armee seit 2013 durchgeführt wird und zum Ziel hat, illegale Einwanderung nach Australien zu verhindern. Offiziell heisst es zwar, dass die Regierung diese Operation lanciert habe, um in Seenot geratene Schiffen zu helfen. Doch ist sie vielmehr im Zusammenhang mit Australiens Politik, keine Flüchtlinge aufzunehmen, zu sehen: Das Land akzeptiert nur eine bestimmte Zahl von Flüchtlingen, die im Ausland einen Antrag auf Asyl stellen. Die, die es trotzdem nach Australien schafften, werden in Lagern in Nachbarländern festgehalten, welche von Australien hierfür bezahlt werden. Australien verweigert ihnen die Einreise.