Die Menschenrechtsverteidigerin Mao Hengfeng war im März 2010 wegen Störung der öffentlichen Ordnung zu 18 Monaten «Umerziehung durch Arbeit» verurteilt worden, weil sie sich friedlich für den Nobelpreisträger Liu Xiaobo eingesetzt hatte. Am 22. Februar wurde sie wider Erwarten sechs Monate vor Ende ihrer Haftstrafe aus gesundheitlichen Gründen freigelassen.
Erneute Verhaftung
Amnesty International hat im Dezember 2010 eine weltweite Briefaktion zugunsten von Mao Hengfeng durchgeführt und von den chinesischen Behörden verlangt, die dreifache Mutter umgehend freizulassen.
Am 18. Januar 2011 erhielt ihr Ehemann einen Anruf aus dem Lager, in dem Mao Hengfeng in Haft war. Er wurde eingeladen, seine Frau am nächsten Tag zu besuchen. Dies war der erste erlaubte Besuch seit der Verhaftung. Mao Hengfengs Ehemann glaubt, dass der internationale Druck dazu beigetragen habe, diesen Besuch zu ermöglichen. Am 22. Februar wurde Mao Hengfeng überraschenderweise aus dem Lager entlassen.
Doch bereits am 24. Februar drangen PolizistInnen in ihre Wohnung und nahmen sie erneut fest, mit der Begründung, sie habe die Bedingungen für ihrer vorzeitige Freilassung nicht eingehalten.
Grausame Folter
Mao Hengfengs Familie hat erfahren, dass die Menschenrechtsaktivistin im Arbeitslager schwer gefoltert wurde. Während eines Hungerstreiks vom 13. Mai bis 1. Juni 2010 wurde sie zwangsernährt.
Andere Gefangene wurden gezwungen, Mao Hengfeng zu schlagen. Am 9. September 2010, nachdem Mao Hengfeng gegen die Misshandlungen im Lager protestiert hatte, wurden ihr die Hände hinter den Rücken gebunden und die Füsse gefesselt, man stopfte ihr schmutzigen Plastik in den Mund und liess sie vier Tage in dieser Stellung ausharren, ohne Essen und Trinken. Am 29. September 2010 wurde sie noch einmal auf dieselbe Weise misshandelt.
Aufgrund der Folter ist Mao Hengfeng sehr geschwächt und bei schlechter Gesundheit.
Wegen Einsatz für Liu Xiaobo weggesperrt
Mao Hengfeng hatte sich im Dezember 2009 vor einem Gericht in Peking öffentlich für den Menschenrechtsaktivisten und diesjährigen Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo eingesetzt, der damals für seine Forderungen nach politischen Reformen zu 11 Jahren Haft verurteilt worden war. Dieses Engagement war der Grund für ihre Verhaftung, sie wurde zu 18 Monaten Lagerhaft verurteilt.
Hintergrund
Seit 2004 wurde Mao Hengfeng wiederholt für ihre Arbeit zur Verteidigung der reproduktiven Rechte von Frauen, für die Opfer von Zwangsräumungen und für ihre Unterstützung von MenschenrechtsverteidigerInnen inhaftiert und gefoltert. 1988 war Mao Hengfeng mit ihrem dritten Kind schwanger. Sie wurde von den Behörden in der staatlichen Fabrik, in der sie arbeitete, aufgefordert abzutreiben, um der chinesischen Familienplanung zu entsprechen. Als sie sich weigerte, kam sie in eine psychiatrische Anstalt, wo ihr verschiedene Medikamente verabreicht wurden. Als sie eine Woche später freigelassen wurde, hatte sie ihren Job verloren, da sie während dieser Zeit nicht zur Arbeit erschienen war. Sie klagte gegen ihre Entlassung, als sie bereits mit ihrem vierten Kind schwanger war. Der Richter sagte, er würde zu ihren Gunsten entscheiden, wenn sie abtreiben würde – was sie in der Folge tat. Das Urteil fiel trotzdem gegen sie aus, worauf Mao Hengfeng sich an die Behörden wandte und gegen ihre Entlassung sowie für ihre Menschenrechte protestierte. Die Polizei reagierte darauf mit mehreren willkürlichen Verhaftungen, um Proteste ihrerseits zu verhindern.
Als Folge der Folter, der sie in der Haft ausgesetzt war, ist heute ihr Gehör geschädigt, sie leidet unter Bluthochdruck, ständigen Schmerzen, einer Hautinfektion wegen der unhygienischen Haftbedingungen und chronischen Magenschmerzen.
Amnesty International betrachtet Mao Hengfeng als Gewissensgefangene und fordert ihre sofortige Freilassung