Die Arbeit in den Palmölplantagen ist hart und schlecht bezahlt. © Amnesty International / WatchDoc
Die Arbeit in den Palmölplantagen ist hart und schlecht bezahlt. © Amnesty International / WatchDoc

Indonesien Agrarmulti Wilmar will Menschenrechtsverletzungen in Indonesien vertuschen

14. März 2017
Mit einer Kampagne versucht der Agrarriese Wilmar die Ausbeutung von Arbeitskräften zu vertuschen, die Amnesty International aufgedeckt hat. Dabei profitiert der Palmöl-Produzent von der laschen Haltung der indonesischen Regierung bei der Untersuchung der Vorwürfe.

Die indonesischen Behörden haben angekündigt, eine spezielle Taskforce einzurichten, um Menschenrechtsverletzungen in der Palmölindustrie zu untersuchen. Diese wurden von Amnesty International in ihrem Bericht «The Great Palm Oil Scandal: Labour Abuses Behind Big Brand Names» (Der Palmöl-Skandal: Hinter Weltmarken steht die Ausbeutung von Arbeiterinnen und Arbeitern) angeprangert. Bislang sind aber keine Fortschritte zu erkennen. Wilmar versucht unterdessen, seine MitarbeiterInnen einzuschüchtern, damit sie die Vorwürfe dementieren.

Angst vor Repressalien

«Die Arbeiter und Arbeiterinnen auf den Plantagen haben Angst vor Repressalien, sollten sie die schlechten Arbeitsbedingungen bemängeln. Sie fürchten zum Beispiel, dass sie ohne ihre Familie auf eine andere Plantage versetzt werden oder dass sie ihre Stelle verlieren», erklärt Seema Joshi, Leiterin Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty International in London. «Die Untätigkeit der Regierung in Bezug auf die schweren Verstösse gegen die Menschenrechte, die wir in unserem Bericht aufgezeigt haben, hilft den ArbeiterInnen in keiner Weise aus dieser heiklen Situation.»

Bei einem Treffen mit GewerkschafterInnen im Januar dieses Jahres setzte Wilmar die ArbeiterInnen unter Druck. Sie mussten ein Dokument unterschreiben, in dem sie bestätigten, dass auf ihrer Plantage keine der von Amnesty International bemängelten Menschenrechtsverletzungen vorgekommen sind. «Solche Erklärungen, die nur unter Druck unterzeichnet wurden, sind juristisch wertlos», erklärt Seema Joshi.

Bedenkliche Reaktion

«Die Reaktion von Wilmar angesichts der in unserem Bericht aufgezeigten Menschenrechtsverletzungen ist bedenklich. Das Unternehmen versucht, die von Amnesty vorgelegten Beweise öffentlich zu diskreditieren.» Eine Taktik, die Wilmar verfolgt, seit in den Medien bekannt wurde, dass die indonesische Regierung eine umfassende Untersuchung der im Bericht erwähnten Verstösse plant.

«Wir begrüssen den Willen der indonesischen Regierung, die Unternehmen in Bezug auf die Menschenrechte in die Verantwortung zu nehmen. Dennoch sind bis heute, also drei Monate nach Veröffentlichung des Berichts, immer noch keine Taten zu sehen. Eine derartige Untersuchung sollte unverzüglich eingeleitet werden», ergänzt Seema Joshi.

Wilmar versucht, Amnesty zu diskreditieren

«In Anbetracht der Tatsache, dass Wilmar versucht, unseren Bericht zu diskreditieren und nicht in der Lage ist, die aufgeführten Missstände zu beheben, muss die indonesische Regierung ihr Versprechen einhalten und eine Taskforce auf die Beine stellen, welche die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen von Wilmar untersucht», erklärt Seema Joshi.

Die Geschäftsstelle von Wilmar in Singapur liess verlauten, dass die von Amnesty International aufgeworfenen Fragen derzeit von der für die Plantagen zuständigen Direktion diskutiert werden und die Untersuchungen andauern.

Das Unternehmen kündigte an, dass der Untersuchungsprozess erst beendet ist, wenn alle Fragen beantwortet sind und dass die Untersuchungsergebnisse in ihrer Ganzheit veröffentlich werden. Wilmar fügte hinzu, dass die GewerkschafterInnen die Erklärungen freiwillig unterzeichnet hätten. Allerdings hat es den Anschein, dass die öffentlich gemachten Aussagen nicht mit den Aktivitäten übereinstimmen, die Wilmar hinter den Kulissen betreibt.

Zum Amnesty Bericht und seinen Folgen

  • In dem Bericht «The Great Palm Oil Scandal: Labour Abuses Behind Big Brand Names» zeigt Amnesty International auf, wie ArbeiterInnen auf den Plantagen von Wilmar ausgebeutet werden. Das betrifft insbesondere die Zwangsarbeit, die Kinderarbeit, gefährliche Arbeitsbedingungen und die Diskriminierung von Frauen. Mit diesen Arbeitsbedingungen missachtet Wilmar die indonesische Gesetzgebung. Teilweise sind die Verstösse als Straftaten zu werten.
  • Drei Monate nach der Publikation des Berichts hat noch keines der darin erwähnten Unternehmen (AFAMSA, ADM, Colgate-Palmolive, Elevance, Kellogg’s, Nestlé, Procter & Gamble, Reckitt Benckiser et Unilever) aktiv Massnahmen ergriffen, um den Verstössen auf den Plantagen ein Ende zu bereiten oder den Opfern von Menschenrechtsverletzungen in irgendeiner Weise Rechtshilfe zukommen zu lassen.
  • Wilmar hat sich verpflichtet, die Vorwürfe zu untersuchen und angekündigt, eine Beratungsfirma beizuziehen. Gemäss den Informationen von Amnesty International hat das Unternehmen bislang aber nicht einmal versucht, die grössten Probleme zu lösen. Zu nennen sind hier insbesondere die extrem hochgesteckten Zielvorgaben sowie die Entlöhnung nach Stückzahlen; beides führt zu Kinderarbeit, Ausbeutung und Nichteinhaltung des gesetzlichen Mindestlohnes.