Japan: Briefaktion für Iwao Hakamada Sechsundvierzig Jahre in der Todeszelle

Oktober 2014
Iwao Hakamada wurde mit dem Tod einer vierköpfigen Familie in Verbindung gebracht und 1966 festgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war er Mitte dreissig und arbeitete in einer Fabrik. Gerade hatte er seine ...

Iwao Hakamada (AI) Iwao Hakamada © Amnest International

Iwao Hakamada wurde mit dem Tod einer vierköpfigen Familie in Verbindung gebracht und 1966 festgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war er Mitte dreissig und arbeitete in einer Fabrik. Gerade hatte er seine Karriere als professioneller Boxer beendet.

Nach einem unfairen Gerichtsverfahren wurde Iwao Hakamada schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Er verbrachte 46 Jahre in der Todeszelle. Im März 2014 ordnete das Bezirksgericht Shizuoka seine Freilassung an, setzte seine Hinrichtung aus und gewährte eine Wiederaufnahme des Verfahrens. Die Staatsanwaltschaft legte Rechtsmittel gegen dieses Urteil ein. Das Hohe Gericht in Tokio muss nun entscheiden, ob das Verfahren tatsächlich wiederaufgenommen wird.

Iwao Hakamada «gestand» den Mord an seinem Vorgesetzten, dessen Ehefrau und ihren beiden Kindern, nachdem er von der Polizei 20 Tage lang verhört worden war, ohne dass ein Rechtsbeistand anwesend sein durfte. Später zog Iwao Hakamada sein Geständnis zurück und gab an, man habe ihn zur Erzwingung des Geständnisses geschlagen, bedroht und täglich zwölf Stunden lang verhört. Sein Geständnis diente dennoch als Grundlage für die Verurteilung.

Iwao Hakamada ist heute 78 Jahre alt. Er ist aufgrund der langen Zeit im Gefängnis, die er grösstenteils in Einzelhaft verbracht hat, in einer schlechten seelischen und körperlichen Verfassung.

Einer der Richter des ursprünglichen Gerichtsverfahrens erklärte 2007 öffentlich, dass er Iwao Hakamada für unschuldig halte. Er sagte, dass er während des Verfahrens versucht habe, die anderen beiden Richter von der Unschuld des Angeklagten zu überzeugen, letztendlich jedoch überstimmt worden sei. Alle früheren Rechtsmittel und Anträge auf ein Wiederaufnahmeverfahren wurden abgelehnt – bis zum März 2014.


Briefvorschlag und Forderungen

Sehr geehrter Herr Staatsanwalt

Der heute 78-jährige Iwao Hakamada wurde im Jahr 1966 mit dem Tod einer vierköpfigen Familie in Verbindung gebracht und festgenommen.

Nach einem unfairen Gerichtsverfahren wurde Iwao Hakamada schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Er verbrachte 46 Jahre in der Todeszelle.

Im März 2014 ordnete das Bezirksgericht Shizuoka seine Freilassung an, setzte seine Hinrichtung aus und gewährte eine Wiederaufnahme des Verfahrens. Die Staatsanwaltschaft legte Rechtsmittel gegen dieses Urteil ein. Das Hohe Gericht in Tokio muss nun entscheiden, ob das Verfahren tatsächlich wiederaufgenommen wird.

Iwao Hakamada «gestand» den Mord an seinem Vorgesetzten, dessen Ehefrau und ihren beiden Kindern, nachdem er von der Polizei 20 Tage lang verhört worden war, ohne dass ein Rechtsbeistand anwesend sein durfte. Später zog Iwao Hakamada sein Geständnis zurück und gab an, man habe ihn zur Erzwingung des Geständnisses geschlagen, bedroht und täglich zwölf Stunden lang verhört. Sein Geständnis diente dennoch als Grundlage für die Verurteilung.

Einer der Richter des ursprünglichen Gerichtsverfahrens erklärte 2007 öffentlich, dass er Iwao Hakamada für unschuldig halte. Er sagte, dass er während des Verfahrens versucht habe, die anderen beiden Richter von der Unschuld des Angeklagten zu überzeugen, letztendlich jedoch überstimmt worden sei. Alle früheren Rechtsmittel und Anträge auf ein Wiederaufnahmeverfahren wurden abgelehnt – bis zum März 2014.

Ich bin sehr besorgt über diese Situation und bitte Sie höflich und eindringlich, die Rechtsmittel gegen die Wiederaufnahme des Verfahrens zurückzuziehen. Ausserdem bitte ich Sie, sicherzustellen, dass Iwao Hakamada ein faires Verfahren erhält.

Hochachtungsvoll


Höflich formulierter Brief an:

Staatsanwalt
Kotaro ONO
Tokyo Public Prosecutors Office
1-1-1 Kasumigaseki Chiyoda-ku
Tokyo-to 100-8904
JAPAN

 

Kopie an:

Botschaft von Japan
Engestrasse 53
Postfach
3000 Bern 9

Fax: 031 300 22 55
E-Mail: [email protected]

Dieser Brief ist Teil der Briefe gegen das Vergessen vom Oktober 2014 | Word-Version herunterladen | E-Mail Alerts für «Briefe» abonnieren