Myanmar Militär setzt berüchtigte Kampfverbände gegen Demonstrierende ein

Medienmitteilung 11. März 2021, London / Bern – Medienkontakt
Die Analyse von mehr als 50 Videos zeigt systematische und vorsätzliche Tötungen und belegt den umfangreichen Einsatz von Kriegsmaterial gegen Protestierende. Militärs, die in Gräueltaten gegen ethnische Minderheiten verwickelt sind, operieren jetzt in den Städten Myanmars. Es gibt Beweise für aussergerichtliche Hinrichtungen und Tötungen auf Befehl von Kommandierenden. Das Militär von Myanmar setzt zunehmend tödliche Taktiken und Kampfwaffen gegen friedliche Demonstrierende und Unbeteiligte ein.

Das Crisis Evidence Lab von Amnesty International hat mehr als 50 Videos der anhaltenden Niederschlagung der Proteste überprüft. Die Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Sicherheitskräfte offenbar systematisch tödliche Waffengewalt anwenden. Viele der dokumentierten Tötungen kommen aussergerichtlichen Hinrichtungen gleich.


Das Filmmaterial zeigt deutlich, dass die Truppen des Militärs – auch bekannt als Tatmadaw – zunehmend mit Waffen bewaffnet sind, die für militärische Einsätze in kriegerischen Konflikten und nicht für die Polizei bestimmt sind. Ausserdem wurden häufig Offiziere beobachtet, die sich rücksichtslos verhielten, so etwa beim wahllosen Abfeuern von scharfer Munition in städtischen Gebieten.

«Diese Taktiken des Militärs in Myanmar sind alles andere als neu, aber ihre Amokläufe wurden noch nie zuvor vor den Augen der Weltöffentlichkeit live übertragen» Joanne Mariner, Leiterin der Krisenreaktion bei Amnesty International

«Diese Taktiken des Militärs in Myanmar sind alles andere als neu, aber ihre Amokläufe wurden noch nie zuvor vor den Augen der Weltöffentlichkeit live übertragen», sagte Joanne Mariner, Leiterin der Krisenreaktion bei Amnesty International. «Dies sind nicht die Aktionen von überforderten, einzelnen Offizieren, die schlechte Entscheidungen treffen. Das sind skrupellose Kommandanten, die bereits in Verbrechen gegen die Menschlichkeit verwickelt sind und ihre Truppen und mörderischen Methoden in aller Öffentlichkeit einsetzen.»

Weitere Analysen von Fotos und Videos zeigen, dass zu den Militäreinheiten, die an dieser tödlichen Repression beteiligt sind, Truppen gehören, die berüchtigt sind für Gräueltaten und schwere Menschenrechtsverletzungen, die in den Bundesstaaten Rakhine, Kachin und Nord-Shan begangen wurden.

«Seit Jahren haben ethnische Minderheiten − einschliesslich der Chin, Kachin, Karen, Rakhine, Rohingya, Shan, Ta'ang und andere − die Hauptlast der schrecklichen Gewalt der Tatmadaw zu tragen», so Joanne Mariner. «Zusammen mit anderen Organisationen hat Amnesty International den Uno-Sicherheitsrat aufgefordert, die Situation in Myanmar an den Internationalen Strafgerichtshof zu verweisen und die hochrangigen Kommandanten der Tatmadaw, unter ihnen Oberbefehlshaber Min Aung Hlaing, vor Gericht zu stellen. Doch der Sicherheitsrat hat bisher nichts unternommen, und heute sehen wir, wie dieselben Militäreinheiten auf Demonstrierende schiessen.»

«Die Militärs müssen sofort ihren tödlichen Angriff einstellen, die Situation landesweit deeskalieren und alle willkürlich Festgenommenen freilassen.» Joanne Mariner, Leiterin der Krisenreaktion bei Amnesty International

«Die Militärs müssen sofort ihren tödlichen Angriff einstellen, die Situation landesweit deeskalieren und alle willkürlich Festgenommenen freilassen.» Die 55 Videos, die vom 28. Februar bis zum 8. März gefilmt wurden, wurden von Mitarbeitenden von öffentlichen und lokalen Medien in Städten wie Dawei, Mandalay, Mawlamyine, Monywa, Myeik, Myitkyina und Yangon aufgenommen.

Nach Angaben des Uno-Sonderberichterstatters für die Situation der Menschenrechte in Myanmar beläuft sich die Zahl der Todesopfer der Proteste mit Stand vom 4. März 2021 auf 61 Getötete. Diese offizielle Schätzung enthält die zusätzlichen bekannten Todesopfer der letzten Tage nicht.