Bei der Auswertung der Aufnahmen von Camp 15 und 16, die auch unter dem Namen Kwanliso bekannt sind und in den Provinzen Hamgyong und Nord-Hamgyong liegen, haben Amnesty-Experten festgestellt, dass sowohl neue Häuserblocks als auch neue Produktionseinheiten gebaut worden sind und die Sicherheit verschärft wurde. Das lässt auf einen Anstieg der Bevölkerung schliessen. Alleine Kwanliso 16 misst 560 Quadratkilometer und ist damit dreimal grösser als die US-amerikanische Hauptstadt Washington D.C. 2011 ging man noch davon aus, dass etwa 20.000 Menschen dort leben.
Gefangene müssen eigenes Grab schaufeln
Der aktuelle Amnesty-Bericht North Korea: Continued Investment in the Infrastructure of Repression enthält neben den Satellitenbildern und ihrer Analyse aber auch bislang unveröffentlichte Zeugenaussagen.
Ein ehemaliger Sicherheitsbeamter von Kwanliso 16, dem grössten politischen Straflager in Nordkorea, beschreibt, dass die Gefangenen gezwungen worden sind, ihre eigenen Gräber zu schaufeln. Dann wurden sie mit einem Hammer ermordet oder stranguliert und mit einem Holzstock zu Tode geprügelt. Frauen wurden vergewaltigt und danach einfach beiseite geschafft.
Unterdrückungs-Infrastruktur
«Die grausame Realität in Nordkorea wird anhand der Bilder einmal mehr offensichtlich: die Investitionen des Landes in eine Infrastruktur, die dazu dient, die eigene Bevölkerung zu unterdrücken. Wir fordern die Behörden in Nordkorea auf, die Gewissensgefangenen in den politischen Straflagern ohne Bedingungen sofort zu entlassen und die Lager zu schliessen», sagt Rajiv Narayan, Amnesty-Researcher für Ost-Asien.
Amnesty International hat die Untersuchungsergebnisse an die Uno-Kommission weitergeleitet, die die Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea untersucht.
Sippenhaft und Zwangsarbeit
Hunderttausende Menschen, darunter auch Kinder, werden in den politischen Straflagern und anderen Einrichtungen in Nordkorea gefangen gehalten. Viele von ihnen haben nie ein Verbrechen begangen, sondern sind lediglich Familienangehörige von Personen, denen schwerwiegende politische Verbrechen zur Last gelegt werden. Sie werden in Sippenhaft genommen, die Grundlage dieser Kollektivbestrafung nennt sich «Schuld durch Zugehörigkeit». Sie müssen in den Lagern Zwangsarbeit verrichten, oft unter Lebensgefahr, Ruhephasen gibt es kaum. Das belegen zahlreiche Berichte Überlebender. Ein Entkommen aus den Lagern ist kaum möglich, weil sie eingezäunt und streng bewacht sind.
Die nordkoreanische Regierung erlaubt es Menschenrechtsorganisationen nach wie vor nicht, im Land selbst Untersuchungen durchzuführen. Deshalb nutzen Amnesty International und andere Organisationen Instrumente wie Satellitenaufnahmen, um sich ein Bild von der Menschenrechtslage im Land zu machen.
Bilder des Straflagers Kwanliso 16 vom 23. September 2011 und 4. April 2013. Das Lager wurde offensichtlich ausgebaut.
Medienmitteilung veröffentlicht: London / Bern, 5. Dezember 2013
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