Amina Masood Janjua, Ehefrau eines Verschwundenen © Defence of Human Rights
Amina Masood Janjua, Ehefrau eines Verschwundenen © Defence of Human Rights

Pakistan Wo Hunderte oder Tausende verschwinden

30. August 2011
Seit 2001 sind in Pakistan Hunderte oder gar Tausende von Menschen zum Verschwinden gebracht worden. Terrorverdächtige und Oppositionelle werden willkürlich verhaftet, oft gefoltert und an geheimen Orten inhaftiert. Amnesty International verlangt von Pakistan ein Ende dieser Praxis.

Seitdem Pakistan zu einem Verbündeten der USA im «Krieg gegen den Terror» geworden ist, sind Hunderte oder gar Tausende von Verdächtigen willkürlich verhaftet worden und in geheimer Haft verschwunden. Die Verschwundenen haben keinerlei Kontakt zur Aussenwelt, keinen Zugang zu Familienangehörigen, zu Anwälten oder Gerichten. Ihre Familien leben in einer Agonie der Angst und fürchten um das Leben ihrer Liebsten – insbesondere da Folter und Misshandlung in pakistanischen Gefängnissen alltäglich sind.

Mit Terror gegen Terror…

Im Jahr 2010 hat die pakistanische Regierung eingestanden, dass es 965 dokumentierte Fälle von Verschwundenen gibt (andere Quellen sprechen von bis zu 7000 Fällen). Daraufhin wurden zwei Kommissionen eingesetzt, welche die Fälle von Verschwundenen untersuchen sollen, doch haben diese bisher wenig erreicht. Weder konnten sie die unzähligen «alten» Fälle lösen, noch konnten sie verhindert, dass weiterhin Menschen zum Verschwinden gebracht werden.

… und gegen die Opposition

Alleine zwischen Oktober 2010 und Mai 2011 sind laut Amnesty International 73 Personen verschwunden und 108 Personen Opfer von aussergerichtlichen Exekutionen geworden. Während in den letzten Jahren vor allem Terrorverdächtige Opfer dieser Praxis wurde, so sind heute auch politische Oppositionelle davon betroffen. Insbesondere Menschen aus der Provinz Baluchistan, die nach mehr Autonomie strebt, werden in jüngster Zeit Opfer des Verschwindenlassen: Politische Aktivisten, Anwälte, Journalistinnen und Menschenrechtsaktivisten.

Amnesty International ruft die pakistanische Regierungen auf, eine Reihe konkreter Massnahmen zu unternehmen, um der Praxis des Verschwindelassen ein Ende zu bereiten.

Download «The Bitterest of Agonies. End enforced disappearances in Pakistan» (Englisch, 8 Seiten)