Menschen werden hingerichtet oder verschwinden einfach, sie werden gefoltert oder willkürlich verhaftet - solche Menschenrechtsverletzungen sind in dem von Stämmen beherrschten Nordwesten Pakistans an der Tagesordnung. Tausende sind davon betroffen, und das, obwohl die pakistanische Armee das Gebiet seit drei Jahren angeblich unter ihrer Kontrolle hat.
Männer und Jungen sind von bewaffneten Streitkräften gefangen genommen, gefoltert und in geheime Internierungslager gesperrt worden. Die meisten von ihnen tauchten nie wieder auf. Nachforschungen sind selten, und wenn sie doch stattfinden, verlaufen sie meist im Sande.
Rechtsfreier Raum
In ihrem neuesten Bericht The Hands of Cruelity - Abuses by Armed Forces in Pakistan's Tribal Areas zeigt Amnesty International auf, wie sich in diesem rechtsfreien Raum weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit eine Menschenrechtskrise anbahnt.
Weder die Menschenrechtsbeauftragten der pakistanischen Regierung noch die pakistanischen Gerichte haben irgendeinen Einfluss in den Stammesgebieten im Nordwesten Pakistans an der Grenze zu Afghanistan. Bewaffnete Streitkräfte begehen deshalb ungestraft Menschenrechtsverletzungen unter dem Deckmantel der weitgreifenden Sicherheitsgesetze des Landes und einem drakonischen Kolonialgesetz, das in dieser Gegend noch immer in Kraft ist.
Auf der anderen Seite stellen die Taliban und andere bewaffnete Gruppen nach wie vor eine tödliche Gefahr für die pakistanische Gesellschaft dar. Tausende Zivilisten wurden in den vergangenen zehn Jahren in wahllosen Attacken getötet. Die Taliban und andere Kämpfer bringen gefangene pakistanische Soldaten oder angebliche Spione auf brutale Weise um, mitunter nach einem «Gerichtsverfahren», das jedem internationalen Standard spottet.
Amnesty International fordert die pakistanische Regierung auf, das Rechtssystem in den Stammesgebieten nach internationalen Standards zu reformieren. Es besteht dringender Handlungsbedarf, sonst sind auch in Zukunft Millionen Menschen im Nordwesten des Landes in einem rechtsfreien Raum willkürlichen Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt.
Medienmitteilung veröffentlicht: London/ Bern, 13. Dezember 2012
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