Weil sie angeblich «Hexerei» praktiziert hatte, wurde eine Frau im Ort Lopele auf der Insel Bougainville im Südwesten des Landes Anfang April angegriffen, schwer verletzt und gemeinsam mit anderen Schicksalsgenossinnen ohne Zugang zu medizinischer Versorgung gefangen gehalten. Die Polizei beschränkte sich darauf, einen einzigen Beamten nach Lopele zu schicken, um über die Freilassung der Frauen zu verhandeln.
Es ist nur der jüngste Vorfall in einer Reihe von Angriffen auf «Hexen». Eine Woche zuvor war eine Frau aufgrund dieser Anschuldigung öffentlich enthauptet worden, und über Ostern war lokalen Medienberichten zufolge eine «Hexenjagd» veranstaltet worden, bei der sechs Frauen und ein Mann entführt und auf grausamste Weise gefoltert wurden. Ihnen wurden die Hände zusammengebunden, sie wurden nackt ausgezogen und es wurden ihnen heisse Eisenstangen in die Genitalien gerammt. Der Mann entkam, über den Verbleib der sechs Frauen ist nichts bekannt.
Im Februar war die 20jährige Mutter Kepari Leniata auf einem Abfallhaufen mit Benzin übergossen und bei lebendigem Leib verbrannt worden. Die Täter waren Familienangehörige eines Jungen, die der Frau vorwarfen, diesen durch Hexerei getötet zu haben. Gemäss der Uno-Sonderberichterstatterin zu Gewalt an Frauen werden Frauen besonders oft Opfer solcher Vorfälle. Der Vorwurf der «Hexerei» wird als Vorwand gebraucht, um Frauen Gewalt anzutun.
Amnesty International fordert die Behörden von Papua Neuguinea dringend auf, solche Straftaten konsequent zu untersuchen, die mutmasslichen Täter zu verfolgen und zu bestrafen, und den Opfern die nötige Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen. Ein erster ganz wichtiger Schritt wäre aber vor allem, das noch immer geltende «Hexerei-Gesetz» endlich ausser Kraft zu setzen, welches Hexerei explizit kriminalisiert. Dies hat kürzlich auch die Verfassungs- und Gesetzesreform-Kommission von Papua-Neuguinea gefordert.
Ausführlicher Bericht von Amnesty International zum Thema «Hexenverfolgung in Papua-Neuguinea» von 2008
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