Philippinen: Briefaktion für Darius Evangelista Trotz Anklage wegen Folter nach wie vor auf freiem Fuss

Juli 2013
Margie Evangelista sah ihren Ehemann Darius Evangelista am 5. März 2010 zum letzten Mal. An dem Tag wurde er wegen Diebstahls festgenommen. Sie hörte nichts von ihm, bis ihr jemand am 17. August 2010 ...

Darius und Margie Evangelista Darius und Margie Evangelista © Privat

Margie Evangelista sah ihren Ehemann Darius Evangelista am 5. März 2010 zum letzten Mal. An dem Tag wurde er wegen Diebstahls festgenommen. Sie hörte nichts von ihm, bis ihr jemand am 17. August 2010 erzählte, ihn in den Nachrichten gesehen zu haben. Das Video zeigte einen nackten Mann, der sich vor Schmerzen wandte, während ein Polizeibeamter ihn schlug und immer wieder an einer Schnur zog, die an seinen Genitalien befestigt war. Andere PolizeibeamtInnen in Uniform sahen zu.

Als Margie Evangelista das Video sah, erkannte sie sofort ihren Mann und Vater von drei Kindern. Einige Tage später erfuhr sie, dass in der Manila-Bucht ein Kopf gefunden wurde. Sie identifizierte ihn bei der Polizei als Kopf ihres Mannes.

Im Zuge der Untersuchungen der Menschenrechtskommission sagten drei Mitgefangene von Darius Evangelista aus, er sei nach seiner Festnahme in das Büro des Polizeichefs und anschliessend schwer verletzt in die Zelle zurückgebracht worden. Danach brachte man ihn aus der Polizeiwache fort. Ein Häftling hörte einen hochrangigen Polizisten dabei sagen: «Seht zu, dass ihr ihn loswerdet.» Sie sahen Darius Evangelista nie wieder.

Die philippinische Polizei führte eine interne Disziplinaruntersuchung durch und bescheinigte nur einem einzigen Polizisten ein Fehlverhalten. 2011 erstattete die Familie von Darius Evangelista Anzeige wegen Folter. Daraufhin strengte das Justizministerium ein Verfahren gegen sieben PolizistInnen und weitere Verdächtige an, einige von ihnen befinden sich jedoch noch immer auf freiem Fuss. Die Angeklagten plädieren alle auf nicht schuldig, und das Gerichtsverfahren dauert noch an.

Die Familie von Darius Evangelista hat inzwischen aus Angst um ihre Sicherheit ihre Wohnung verlassen.


Briefvorschlag und Forderungen

Sehr geehrter Herr Polizeipräsident

Darius Evangelista wurde am 5. März 2010 wegen Diebstahls festgenommen. Seitdem ist er verschwunden.

Zeugenaussagen und Videoaufnahmen belegen, dass er in der Haft schwer gefoltert und anschliessend aussergerichtlich hingerichtet wurde.

Die Polizei führte eine interne Disziplinaruntersuchung durch und bescheinigte nur einem einzigen Polizisten ein Fehlverhalten.

2011 erstattete die Familie von Darius Evangelista Anzeige wegen Folter. Daraufhin strengte das Justizministerium ein Verfahren gegen sieben PolizistInnen und weitere Verdächtige an, einige von ihnen befinden sich jedoch noch immer auf freiem Fuss. Die Angeklagten plädieren alle auf nicht schuldig.

Ich bitte Sie höflich, dafür zu sorgen, dass eine sofortige, unabhängige und umfassende Untersuchung der Folter, des Verschwindens und der möglichen aussergerichtlichen Hinrichtung von Darius Evangelista stattfindet.

Ich bin sehr besorgt darüber, dass einige der angeklagten Personen noch immer auf freiem Fuss sind. Ich bitte Sie um Informationen darüber, welche Schritte die Polizei einleiten möchte, um sicherzustellen, dass alle an diesem Verbrechen Beteiligten festgenommen werden.

Hochachtungsvoll


Höflich formulierter Brief an:

PDG Nicanor Bartolome
PNP National Headquarters Camp General Crame
Quezon City, 1100
PHILIPPINEN

→ Anrede: Dear Police Director General / Sehr geehrter Herr Polizeipräsident


Kopie an:

Botschaft der Republik Philippinen
Kirchenfeldstrasse 73-75
3005 Bern

Fax: 031 352 26 02
E-Mail: [email protected]

Dieser Brief ist Teil der Briefe gegen das Vergessen vom Juli 2014 | Word-Version herunterladen | E-Mail Alerts für «Briefe» abonnieren