Auf der Liste der Uno belegt Sri Lanka mit mehreren zehntausend gemeldeten Fällen von Verschwundenen den traurigen zweiten Platz nach dem Irak. Allein während der letzten blutigen Monate des Bürgerkriegs 2009 verschwanden Tausende, nachdem sie von sri-lankischen Sicherheitskräften verhaftet oder von Tamil Tigers verschleppt worden waren. Die wenigsten dieser Fälle wurden aufgeklärt. Es existieren zahlreiche Berichte darüber, dass Familienangehörige oder Freunde von Verschwundenen eingeschüchtert wurden, wenn sie wegen mangelnder Untersuchungen Beschwerde eingelegt haben.
Das Anti-Terror-Gesetz erlaubt den sri-lankischen Sicherheitskräften, unter Verdacht stehende Regimekritiker zu verhaften und sie ohne Kontakt zur Aussenwelt einzusperren - und das über lange Zeit, ohne offiziell Anklage zu erheben oder ein Gerichtsverfahren einzuleiten. Das führt dazu, dass viele Menschen in Gefangenschaft gefoltert oder getötet werden, oder sie verschwinden spurlos.
«Die Zahl der Verschwundenen in Sri Lanka ist erschütternd. Die Regierung muss mit ihren leeren Versprechungen aufhören und die zehntausende Fälle verschleppter Personen aufklären», sagt Yolanda Foster, Länderexpertin für Sri Lanka bei Amnesty International.
Besuch der Uno-Menschenrechtskommissarin
In diesem Jahr fällt der Tag der Verschwundenen mit der Untersuchungsmission der Uno-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay in Sri Lanka zusammen (25. Bis 31. August). Pillay wird auch Familienangehörige verschwundener Personen treffen. Auf einer Medienkonferenz am Samstag wird sie die Ergebnisse ihrer Untersuchung in Colombo präsentieren.
Amnesty International hat einige Fälle von Verschwundenen in Sri Lanka dokumentiert, die bislang nicht veröffentlicht wurden. Falls Interesse besteht, können wir Ihnen diese zukommen lassen. Ausserdem stehen unsere Expertinnen in London und Bern für Interviews zur Verfügung.