Schweiz/Sri Lanka Warum macht sich die Schweiz zum Sprachrohr sri-lankischer Behörden?

3. Oktober 2013
Mit Erstaunen hat Amnesty International Schweiz die Erklärung des Bundesamtes für Migration (BfM) zur Kenntnis genommen, warum die zwei nach Sri Lanka ausgeschafften ehemaligen Asylsuchenden in Colombo inhaftiert sind.

Das BfM schreibt, dass die sri-lankischen Behörden angegeben hätten, die beiden aus der Schweiz weggewiesenen Männern stünden im Verdacht, Mitglieder der Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) gewesen zu sein.

Dazu stellt Denise Graf, Flüchtlingskoordinatorin von Amnesty International Schweiz fest:

«In Sri Lanka stand ein grosser Teil des Landes während Jahren unter der Kontrolle der LTTE. Die dort lebende Bevölkerung hatte keine Möglichkeit, die LTTE nicht zu unterstützen. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Personen aus dem Norden generell wegen Unterstützung der LTTE verdächtigt werden. Umso mehr, wenn sie aus der Schweiz zurückkommen, wo die LTTE sehr stark organisiert ist. Gerade wenn der Verdacht auf eine LTTE-Zugehörigkeit besteht, hätte die Schweiz diese Männer niemals ausliefern dürfen. Denn es war klar, dass ihnen in der Heimat Haft und Folter drohen. Die Schweizer Behörden hätten stattdessen hier eine strafrechtliche Untersuchung einleiten können, falls gegen die beiden Männer tatsächlich etwas vorliegt. Warum macht sich die Schweiz hier zum Sprachrohr sri-lankischer Behörden, indem sie deren Argumentation übernimmt?»

Amnesty International begrüsst, dass die Schweiz das Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) einschaltet, um die Verfahrensakten der beiden Inhaftierten und der anderen abgewiesenen Asylsuchenden auf Verfahrensmängel zu untersuchen.