Seit letztem Freitag wurden die Leichen von sechs syrischen Staatsangehörigen gefunden, darunter eine 17-jährige Schwangere und eine Mutter mit ihren kleinen Kindern. Jetzt wird die Suche nach drei weiteren Syrern fortgesetzt, deren Familien sie als vermisst gemeldet haben, nachdem alle neun am 06. März 2013 versucht hatten, Lesbos von der Türkei aus zu erreichen.
Lesbos ist einer der wichtigsten Grenzübergänge für Migranten und Flüchtlinge, die versuchen über Griechenland nach Europa zu gelangen. Im Dezember 2013 ertranken 21 Personen (zumeist Afghanen), als ihr Boot nahe dem Ufer der Insel kenterte.
Seit letztem Sommer waren unter denen, die versuchten die Grenze nach Europa zu überqueren, viele Syrer, die vor dem Konflikt in ihrem Heimatland geflohen sind – besonders Familien mit jungen Kindern.
„Da Griechenland die Grenzkontrollen in Evros verschärft, unter anderem durch die Fertigstellung eines 10,5 km langen Zauns im Dezember, nehmen die Menschen immer gefährlichere Wege nach Europa auf sich. Die Tragödie war vorprogrammiert“, sagt John Dalhuisen, der Leiter der Abteilung für Europa und Zentralasien bei Amnesty Internation ist.
„Es ist unerlässlich, dass die griechischen Behörden die Rechte aller ankommenden Asylsuchenden schützen. Stattdessen lässt das griechische Asylsystem sie im Stich. Menschen, die vor Konflikten geflohen sind, unter ihnen viele Syrier und Afghanen, die es bis an die Küste von Lesbos geschafft haben, werden in überfüllten und mangelhaft ausgestatteten Polizeiwachen festgehalten oder obdachlos auf die Strasse gesetzt.“
„Die griechischen Behörden sollten dringend die notwendigen Massnahmen ergreifen, um die Aufnahme derjenigen, die an der griechischen Küste ankommen, zu verbessern und die Inhaftierung von Asylsuchenden zu beenden. Darüber hinaus dürfen Syrer, die ohne Papiere vor dem Konflikt geflohen sind, nicht festgehalten oder ausgewiesen werden. Die Behörden müssen in einem fairen und effektiven Verfahren ihre Asylanträge überprüfen.“
„Es ist schmerzhaft dabei zuzusehen, wie sich die gleiche Tragödie an den Ufern unserer Insel wiederholt“, sagt Efi Latsoudi, ein lokaler Aktivist und Mitglied von ‚Village of all together‘ – einer Initiative von Freiwilligen, die einspringen, wenn es keine staatliche Unterstützung für die Flüchtlinge gibt.