AnwohnerInnen von Valetta, einer Vorstadt von Turin, organisierten am 10. Dezember Proteste zur Unterstützung einer 16jährigen Frau, die zwei Tage davor bei der Polizei eine Vergewaltigung durch zwei Roma angezeigt hatte, die sie aber kurz darauf wieder zurückzog, weil ihre Anschuldigungen nicht der Wahrheit entsprächen. Im Vorfeld der Proteste wurden die AnwohnerInnen Valettas auf Flugblättern aufgerufen, in ihrem Quartier ‚aufzuräumen‘. Die Demonstration artete aus, als rund 30 der 500 Protestierenden begannen, Wohnwagen und Hütten einer nicht offiziellen Romasiedlung in Brand zu setzen. Nur weil die Polizei die Siedlung bereits im Vorfeld räumen liess, wurde niemand verletz.
Die Übergriffe auf die Siedlung fanden in einem Klima der Intoleranz gegen Roma statt, zu dem auch die italienischen Behörden beigetragen haben: Im Namen der ‚Sicherheit‘ wurde 2008 die ‚Emergenza Nomadi‘ ausgerufen, ein Ausnahmegesetz, dass 2011 vom höchsten Veraltungsgericht Italiens als unzulässig verurteilt wurde. Durch dieses Gesetz und durch Äusserungen verschiedener offizieller Vertreter der italienischen Behörden wurden die Roma-Gemeinschaften mit Kriminalität und Unsicherheit in Verbindung gebracht (mehr dazu).
Amnesty begrüsst die Statements nationaler und lokaler Behörden Italiens, die die Übergriffe verurteilen, betont aber, dass den Worten nun Taten folgen müssen. Italien muss alle Formen von Diskriminierung und Übergriffen aktiv bekämpfen. Ebenso müssen die Behörden dafür sorgen, dass die rassistischen und menschenrechtsverletzenden Motive solcher Taten aufgedeckt, TäterInnen juristisch verfolgt und bestraft werden.