Amnesty wendet sich ausdrücklich gegen die zunehmende Kriminalisierung von SeenotretterInnen und anderen Menschen, die sich für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen einsetzen. © Chris Grodotzki / Sea-Watch.org
Amnesty wendet sich ausdrücklich gegen die zunehmende Kriminalisierung von SeenotretterInnen und anderen Menschen, die sich für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen einsetzen. © Chris Grodotzki / Sea-Watch.org

Migration Sea-Watch 3: Freilassung der Kapitänin unterstreicht Bedeutung der Arbeit von Seenotrettern

2. Juli 2019
Am Abend des 2. Juli wurde Carola Rackete, Kapitänin der Sea-Watch 3, in Italien aus dem Hausarrest entlassen. Rackete war am Samstag, dem 29. Juni, mit dem Rettungsschiff und 40 Geflüchteten an Bord unerlaubt in den Hafen der italienischen Insel Lampedusa gefahren. Mehr als zwei Wochen hatte das Schiff zuvor auf offener See ausharren müssen, weil ihm kein sicherer Hafen zugewiesen worden war. Carola Rackete wurde deshalb verhaftet. Amnesty begrüsst ihre Freilassung.

Amnesty International begrüsst die Entscheidung des Gerichts, den Hausarrest gegen die Kapitänin aufzuheben. Carola Rackete wurde einzig und allein deshalb festgenommen, weil sie Menschen aus Seenot gerettet und in den nächstgelegenen sicheren Hafen gebracht hat. Dazu ist sie durch das Seerecht verpflichtet. Das wird durch die Entscheidung des Gerichts nun bestätigt. Die Entscheidung unterstreicht die Rechtmässigkeit der Arbeit von SeenotretterInnen und die Bedeutung des Menschenrechtsschutzes.

«Amnesty wendet sich ausdrücklich gegen die zunehmende Kriminalisierung von SeenotretterInnen und anderen Menschen, die sich für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen einsetzen», sagt Julie Jeannet, verantwortlich für Migration bei Amnesty Schweiz. «Nichtstaatliche Organisationen retten Leben, während die EU-Mitgliedstaaten ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen zur Seenotrettung ignorieren. Wohlwissend, dass in Libyen Folter und sexualisierte Gewalt an der Tagesordnung sind, überlassen die EU-Mitgliedsstaaten Menschen libyschen Akteuren. Wenn  in dieser Situation Politiker über sogenannte «Pull Faktoren» schwadronieren, ist ihnen dringendst die Lektüre der Berichte von Folterungen und Misshandlungen in Libyen empfohlen.»

Was Carola Rackete getan hat, ist klar: Leben retten. Es ist fast surreal, dass sie verhaftet wurde und dass Vorwürfe erhoben wurden, sie würde die illegale Migration nach Italien erleichtern und hätte versucht, ein Kriegsschiff zu versenken.

Amnesty International wendet sich ausdrücklich gegen die anhaltende Kriminalisierung von SeenotretterInnen. Das Strafrecht sollte nicht gegen Menschen angewendet werden, die offensichtlich versuchen, andere vor tödlichen Gefahren zu bewahren.