Im März 2019 rettete der Öltanker El Hiblu auf dem Mittelmeer 108 Menschen, die sich auf einem überfüllten Schlauchboot in Seenot befanden. Der Kapitän versprach den Geretteten, sie nach Europa zu bringen, stattdessen nahm das Schiff jedoch Kurs Richtung Libyen, von wo sie geflohen waren. Als die Passagiere dies bemerkten, brach Panik an Bord aus. Drei afrikanische Jugendliche (15, 16 und 19 Jahre alt) dolmetschten und versuchten, zwischen der Besatzung und den übrigen Schutzsuchenden zu vermitteln.
Der Kapitän entschloss sich schliesslich, in Richtung Malta zu fahren. Als der Frachter maltesische Gewässer erreichte, stürmten die örtlichen Behörden das Schiff und behaupteten, die drei Jugendlichen hätten es mit Gewalt unter ihre Kontrolle gebracht. Sie nahmen die Jungen fest, brachten sie zur Polizei und konfrontierten sie mit schweren Anklagen, unter anderem mit terroristischen Anschuldigungen. Nach acht Monaten Haft in einem Hochsicherheitstrakt des Erwachsenengefängnisses Corradino wurden die «El Hiblu 3», wie sie mittlerweile genannt werden, gegen Kaution freigelassen. Die Anklagen bestehen jedoch weiterhin.
Inzwischen sind mehr als zweieinhalb Jahre vergangen. Zwar werden derzeit zumindest Aussagen von Mitreisenden aufgenommen, die bestätigen, dass die drei Jungen zur Beruhigung der Situation an Bord beitrugen, doch ist fraglich, ob sie einen fairen Prozess erhalten werden.
Europäische Medien wie die BBC und der Spiegel berichteten kürzlich über den Fall.
- BBC » Video (English)
- BBC » Podcast (English)
- BBC Artikel » Malta: The teenagers pulled from the sea and accused of terrorism
- Spiegel Artikel » How Are We Supposed to Be Terrorists?
- Unseren Artikel vom 12. Juli 2021 lesen: Warten auf Freiheit
Die maltesische Kirche, Mitglieder des Europäischen Parlaments und andere Akteure setzen sich für die «El Hiblu 3» ein. Auch Amnestys Einsatz hat sich positiv ausgewirkt, doch muss der Druck auf den Generalstaatsanwalt aufrechterhalten werden, um zu verhindern, dass die Jugendlichen schuldig gesprochen und zu langen Haftstrafen verurteilt werden. Die «El Hiblu 3» benötigen weitere Unterstützung, um die Hoffnung nicht zu verlieren.
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