Briefe gegen das Vergessen Keine Straffreiheit für Folter und «Verschwindenlassen»

Selimchan Murdalow wurde am 2. Januar 2001 von Polizisten der Dienststelle des Bezirks Oktiabrskii der tschetschenischen Hauptstadt Grosny festgenommen. Man beschuldigte ihn des Drogenbesitzes. ...

Z. Murdalov © Privat

Selimchan Murdalow wurde am 2. Januar 2001 von Polizisten der Dienststelle des Bezirks Oktiabrskii der tschetschenischen Hauptstadt Grosny festgenommen. Man beschuldigte ihn des Drogenbesitzes. Seither hat seine Familie nichts mehr von ihm gehört.

Die Familie von Selimchan Murdalow suchte mehrfach die Polizeiwache auf, wurde aber jedes Mal abgewiesen. Die Polizei behauptete, dass Selimchan Murdalow am 5. Januar, drei Tage nach seiner Festnahme, freigelassen worden sei.

Im Oktober 2003 wurde der Polizist Sergej Lapin wegen Amtsmissbrauchs und schwerer Körperverletzung von Selimchan Murdalow vor Gericht gestellt. In dem Prozess vor dem Bezirksgericht von Oktiabrskii wurde bestätigt, dass Selimchan Murdalow in Polizeigewahrsam gefoltert worden war. Mehrere Stunden hatte man ihn geschlagen, getreten, mit einem Gummiknüppel geprügelt und mit Stromschlägen traktiert. Ein Arm war gebrochen und ein Ohr eingerissen, ausserdem erlitt er eine Gehirnerschütterung. Nach Aussagen von Zeugen konnte er kaum stehen, als man ihn in seine Zelle zurückbrachte. Berichten zufolge wurde er am nächsten Tag von Polizisten in einem Auto weggebracht.

Im März 2005 verurteilte ein Gericht den Polizisten Sergej Lapin zu elf Jahren Haft. Die Strafe wurde im Berufungsverfahren auf zehn Jahre und sechs Monate reduziert. Für die Entführung und das «Verschwindenlassen» von Selimchan Murdalow ist jedoch bis heute niemand zur Verantwortung gezogen worden.

Im November 2005 wurden zwei weitere Beteiligte an der Folter und dem «Verschwindenlassen» von Selimchan Murdalow identifiziert: ein leitender Beamter und ein rangniedriger Angehöriger der Polizeieinheit. Beide stehen auf einer Fahndungsliste, sind aber noch nicht verhaftet worden.


Forderungen der abgeschlossenen Aktion

 

Sehr geehrter Herr Präsident,

Selimchan Murdalow wurde am 2. Januar 2001 von Polizisten der Dienststelle des Bezirks Oktiabrskii der tschetschenischen Hauptstadt Grosny festgenommen. Man beschuldigte ihn des Drogenbesitzes. Seither hat seine Familie nichts mehr von ihm gehört.

Die Familie von Selimchan Murdalow suchte mehrfach die Polizeiwache auf, wurde aber jedes Mal abgewiesen. Die Polizei behauptete, dass Selimchan Murdalow am 5. Januar, drei Tage nach seiner Festnahme, freigelassen worden sei.

Im Oktober 2003 wurde der Polizist Sergej Lapin wegen Amtsmissbrauchs und schwerer Körperverletzung von Selimchan Murdalow vor Gericht gestellt. In dem Prozess vor dem Bezirksgericht von Oktiabrskii wurde bestätigt, dass Selimchan Murdalow in Polizeigewahrsam gefoltert worden war. Im März 2005 verurteilte ein Gericht den Polizisten Sergej Lapin zu elf Jahren Haft.

Im November 2005 wurden zwei weitere Beteiligte an der Folter und dem «Verschwindenlassen» von Selimchan Murdalow identifiziert. Beide stehen auf einer Fahndungsliste, sind aber noch nicht verhaftet worden.

Ich fordere Sie auf, sehr geehrter Herr Präsident, den Angehörigen Informationen über den Verbleib und das Schicksal von Selimchan Murdalow zukommen zu lassen und zu gewährleisten, dass die für sein «Verschwinden» verantwortlichen Polizisten verhaftet und im Rahmen eines fairen Prozesses vor Gericht gestellt werden.

Hochachtungsvoll

Dieser Brief ist Teil der «Briefe gegen das Vergessen» von November 2009
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