Gedenkveranstaltung für Natalija Estemirova vor der russischen Botschaft in Berlin, Juli 2015. © Amnesty International Deutschland
Gedenkveranstaltung für Natalija Estemirova vor der russischen Botschaft in Berlin, Juli 2015. © Amnesty International Deutschland

Russland Aufklärung des Mordes an Natalija Estemirowa notwendig

24. Oktober 2017
Die Menschenrechtsverteidigerin Natalija Estemirowa wurde am Morgen des 15. Juli 2009 in der Nähe ihrer Wohnung in der tschetschenischen Hauptstadt Grozny entführt. Mehr als acht Jahre nach ihrer Ermordung bleiben die Umstände dieses Verbrechens weiterhin ungeklärt.

Natalija Estemirowa war eine mutige Menschenrechtsverteidigerin, die für das Menschenrechtszentrum Memorial gearbeitet und über Folter, Verschleppungen und aussergerichtliche Exekutionen während den beiden Tschetschenienkriegen berichtet hatte. Nach ihrer Entführung wurde ihre Leiche mit mehreren Schusswunden an einem Strassenrand in der benachbarten Republik Inguschetien aufgefunden. Mehr als acht Jahre nach ihrer Ermordung bleiben die Umstände dieses Verbrechens weiterhin ungeklärt.

Die Ermordung von Natalija Estemirowa und die Straflosigkeit für die Verantwortlichen dieses Verbrechens, hatten eine verheerende Auswirkung auf die Menschenrechtssituation in Tschetschenien. Kurz nach ihrer Ermordung, sahen sich MenschenrechtsverteidigerInnen gezwungen, aus Tschetschenien zu fliehen, weil sie um ihr Leben fürchten mussten. Diejenigen, welche im Land blieben oder vom Ausland her weiterhin die Menschenrechtsverletzungen dokumentierten und Überlebende und deren Familien unterstützen, waren mit Einschüchterungen, Drohungen und Attacken von Seiten der Strafverfolgungsbehörden oder regierungsfreundlichen Gruppen konfrontiert.

Schwierige Aufklärung

Die Bemühungen, Zeugen und Beweise für den Mord an Natalija Estemirowa zusammenzutragen wurden extrem schwierig, weil sich die Menschen aus Angst vor Repressionen nicht getrauten, eine Aussage zu machen. Dieses Klima der Angst hat 2017 eine weitere Eskalationsstufe erreicht, die namentlich in Massenrepressionen gegen homosexuelle oder vermeintlich homosexuelle Männer zu Tage traten.

Um auf eine Verbesserung der Menschenrechtssituation in der russischen Republik Tschetschenien hinzuwirken, müssen alle Menschenrechtsverletzungen lückenlos aufgeklärt werden. Ein erster, notwendiger Schritt wäre es, den Fall von Natalija Estemirowas Ermordung ernsthaft zu untersuchen. Nur so kann die nahezu absolute Straflosigkeit der Verantwortlichen von Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien bekämpft werden und die Gerechtigkeit für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen und deren Angehörigen wiederhergestellt werden.

Amnesty fordert lückenlose Aufklärung

Bitte unterzeichnen sie die Petition, um den russischen Untersuchungsausschuss zu einer effizienten, unparteiischen und unabhängigen Untersuchung von Natalija Estemirowas Ermordung aufzufordern und zu bewirken, dass der Anwalt von Estemirowas Familie Zugang zu den Ermittlungsakten erhält.