Am 9. Januar 2018 wurde Oyub Titiev unter dem Vorwurf festgenommen, in seinem Auto seien Drogen gefunden worden. Seitdem fanden mehr als 30 Anhörungen vor dem Stadtgericht von Shali statt. Man verweigerte ihm wiederholt die Freilassung gegen Kaution und verlängerte mehrfach seine Untersuchungshaft.Am 18. März 2019 wurde Oyub Titiev zu vier Jahren Lagerhaft verurteilt. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich schon seit einem Jahr und zwei Monaten in Haft.
Oyub Titiev hatte 2009 die Leitung des Büros der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial in Grosny übernommen – nach der Ermordung der Menschenrechtsverteidigerin und Memorial-Mitarbeiterin Natalia Estemirova und einer massiven Repressionswelle. Immer wieder war Oyub Titiev in Verbindung mit seiner Menschenrechtsarbeit bedroht worden. Der Druck der Behörden sowohl auf seine Familie als auch auf KollegInnen bei Memorial ist in den vergangenen Monaten eskaliert. Seine Familie wurde mehrfach von der Polizei schikaniert und sah sich deshalb gezwungen, Tschetschenien zu verlassen. Oyub Titievs Rechtsbeistand berichtete, er sei von Agenten in Zivil verfolgt worden. Es gab ausserdem mehrere Angriffe auf Memorial-Büros im gesamten Nordkaukasus.
Nach Ansicht von Amnesty International wurden die Vorwürfe gegen Oyub Titiev konstruiert, um ihn hinter Gittern zum Schweigen zu bringen und damit die wichtige Menschenrechtsarbeit seiner Organisation zu behindern. Angesichts seiner ungerechtfertigten Verurteilung fordert Amnesty die tschetschenischen Behörden dazu auf, die Anklage gegen Oyub Titiev fallenzulassen und ihn umgehend und bedingungslos freizulassen.
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