Drei Jahre lang war Yulia Tsvetkova von den Behörden schikaniert worden: Sie wurde unter Hausarrest gestellt, durfte das Land nicht verlassen und sah sich Geldbussen und weiteren Schikanen gegenüber – und das nur, weil sie ihr Recht auf freie Meinungsäusserung ausübte.Yulia Tsvetkova hatte körperpositive Zeichnungen der weiblichen Sexualorgane angefertigt und wurde deshalb wegen «Verbreitung pornografischen Materials» strafrechtlich verfolgt. Auch wurde sie auf die berüchtigte Liste «ausländischer Agenten» gesetzt, wodurch sie nicht mit Kindern oder an Bildungseinrichtungen arbeiten konnte
Am 22. November 2022 bestätigte ein Berufungsgericht in der ostrussischen Stadt Komsomolsk am Amur den Freispruch in Yulia Tsvetkovas Fall.
Natalia Zviagina, für Russland zuständige Direktorin von Amnesty International, begrüsst diese Urteilsbestätigung: «Die Entscheidung des Gerichts, den Freispruch von Yulia Tsvetkova zu bestätigen, ist ein seltenes Beispiel tatsächlicher Gerechtigkeit im heutigen Russland. Die repressiven Strukturen, die unter Wladimir Putin in den vergangenen zwei Jahrzehnten aufgebaut wurden, zielen darauf ab, absurde Gerichtsverfahren basierend auf konstruierten Anklagen zu inszenieren. Und nur selten kommt es vor, dass jemand aus den Fängen dieses Systems entkommt.»