Im Oktober 2005 tauchte die Genfer Polizei unvermittelt in der Wohnung von Ihab Alariki auf, während er nicht zu Hause war. Seine Frau und seine beiden Kinder, eines davon 16 Monate alt, wur-den festgenommen und sofort in den Jemen ausgeschafft. Der 34-jährige Jemenit hatte ein Asylgesuch gestellt, das abgewiesen wurde.
Gemäss Barbara Tschopp von «Elisa», einer Genfer NGO, die Asyl Suchende unterstützt, hatte Alariki für sein Asylgesuch politische Gründe angegeben, die er aber nicht belegen konnte. Gegenüber VertreterInnen des Bundesamtes für Migration hat er laut «Courrier» vom 24. Oktober 2005 erklärt: «Wenn ich zurückgeschafft werde, werde ich in einem jemenitischen Gefängnis verschwinden, wie so viele andere Kritiker des gegenwärtigen Regimes.»
Nach der Ausschaffung seiner Familie stellte sich Alariki den Behörden, um wieder mit Frau und Kindern zusammen zu sein.
In ständiger Angst
Alariki wurde bei der Ankunft auf dem Flughafen von Sanaa, der jemenitischen Hauptstadt, sofort verhaftet. Er musste zwei Wochen im Gefängnis bleiben, wo er auch misshandelt wurde. Für «Elisa» ist es nur dem internationalen Druck, insbesondere dem Schweizer Konsulat im Jemen, zu verdanken, dass er nach zwei Wochen aus dem Gefängnis entlassen wurde.
Das bedeutet allerdings nicht, dass er jetzt in Sicherheit ist: «Seine Papiere wurden beschlagnahmt, um zu verhindern, dass er das Land verlässt. Zudem steht seine Familie unter ständiger Bewachung», erklärt Tschopp. «Wir haben seit mehreren Wochen keine Nachricht mehr von ihm, weil wir ihn nicht anrufen können: Er hat Angst und fühlt sich bedroht.»
Weitere ähnliche Fälle
Ihab Alariki ist kein Einzelfall. Stanley Van Tha wurde nach Myanmar (Burma) ausgeschafft, wo er bei der Ankunft verhaftet und später zu 19 Jahren Haft verurteilt wurde. Unter anderem, weil er in der Schweiz ein Asylgesuch gestellt hatte und weil er mit einem gefälschten Pass in Myanmar einreiste.
Tragisch endete auch die Abschiebung von Shiar Ahmad, einem syrischen Kurden, dessen Asylantrag in der Schweiz abgewiesen worden ist: Er wurde gewaltsam ausgeschafft und bei seiner Einreise in Syrien verhaftet: Nachdem Ahmad im Gefängnis misshandelt worden war, hat er sich nach seiner Entlassung das Leben genommen. Es ist zu befürchten, dass derartige Dramen noch viel häufiger vorkommen werden, sollten das Asyl- und das Ausländergesetz angenommen werden.