Amnesty besucht chinesische Botschaft in Bern Geburtstagstorte für Unterstützerin von Liu Xiaobo

Einen Tag vor der Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo findet in Oslo eine Demonstration vor der chinesischen Botschaft statt, an der sich Amnesty International beteiligt. Auch in der Schweiz wird die Menschenrechtsorganisation am 9. Dezember die chinesische Botschaft besuchen und dem Botschafter eine Geburtstagstorte für Mao Hengfeng überreichen. Die Mutter von drei Kindern wurde zu 18 Monaten «Umerziehungslager» verurteilt, weil sie sich öffentlich für Liu Xiaobo eingesetzt hatte, der zurzeit in Haft ist. Die Familie von Mao Hengfeng befürchtet, dass die Menschenrechtsaktivistin in Gefahr ist, erneut gefoltert zu werden. Mehr als 1'500 Menschen aus der ganzen Schweiz haben in den letzten Tagen Solidaritätsbotschaften via Twitter sowie Briefe an die chinesischen Behörden verschickt, um die sofortige Freilassung von Mao Hengfeng zu fordern.

Die Empörung der chinesischen Behörden ist weiterhin gross, dass der Dissident Liu Xiaobo am kommenden 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte, in Oslo mit dem Friedensnobelpreis geehrt werden soll. Alle Personen, die sich in China für Liu Xiaobo nach seiner Verhaftung und Verurteilung eingesetzt haben, riskieren Verfolgung oder wurden inzwischen selbst verhaftet. So auch Mao Hengfeng. Sie wurde am 4. März 2010 zu 18 Jahren «Umerziehungslager» verurteilt. Die Mutter von drei Kindern hatte im Dezember 2009 vor einem Gericht in Peking für Liu Xiaobo demonstriert. Mao Hengfeng war bereits mehrfach wegen ihres Einsatzes für Frauenrechte und für andere MenschenrechtsaktivistInnen inhaftiert und auch schwer misshandelt worden.

Mao Hengfeng hat am 9. Dezember 2010 Geburtstag. Sie wird 49 Jahre alt. Aus diesem Anlass besucht Amnesty International die chinesische Botschaft in Bern. Mit der Übergabe einer Geburtstagstorte mit der Aufschrift 释放毛恒凤 (Freiheit für Mao Hengfeng) will die Menschenrechtsorganisation an den Fall von Mao Hengfeng erinnern. Amnesty betrachtet die Aktivistin als Gewissensgefangene und fordert ihre sofortige Freilassung.

Dem Botschafter werden gleichzeitig rund 1'500 persönliche Solidaritätsbotschaften an Mao Hengfeng übergeben, die Menschen aus der ganzen Schweiz über eine Amnesty-Website in den letzten Tagen geschrieben haben. Diese Nachrichten sind bereits über Twitter veröffentlicht und automatisch mit den chinesischen Schriftzeichen 释放毛恒凤 (Freiheit für Mao Hengfeng) versehen worden. Der Mikroblog Twitter spielt für die chinesischen DissidentInnen eine wichtige Rolle und kann - trotz Zensurbemühungen - auch in China gelesen werden.

In China werden Hunderttausende von Personen in «Umerziehungslagern» festgehalten. PolizistInnen können diese bis zu drei Jahre dauernde Strafe ohne Anklage oder Prozess anordnen, was der Willkür Tür und Tor öffnet. Oft werden MenschenrechtsverteidigerInnen in Umerziehungslager gesteckt, aber auch Obdachlose, Bettler, illegale TaxifahrerInnen oder Strassenhändler werden auf diese Weise weggesperrt. Gefangene in solchen Lagern sind oft Opfer von Zwangsarbeit und Misshandlungen.

Die Aktion für Mao Hengfeng ist Teil des Briefmarathons 2010 von Amnesty International, der jährlich im Dezember stattfindet. Die weltweit grösste Briefaktion ist ein einfaches Mittel, um sich für die Menschenrechte zu engagieren. Der Druck auf die verantwortlichen Regierungen wirkt: In fast der Hälfte der Fälle kann die Situation akut bedrohter Menschen verbessert oder sogar die Freilassung von Gewissensgefangenen erreicht werden.

Teilnehmen am Briefmarathon 2010 kann jede und jeder auf der Website  marathon.amnesty.ch oder an zahlreichen öffentlichen Schreibstuben auf der Strasse, in Schulhäusern, in Cafés oder in Kirchgemeinden. Details finden Sie hier.

 

Besuch bei der chinesischen Botschaft:

ZEIT: Donnerstag, 9. Dezember, 11.30 Uhr
ORT: Chinesische Botschaft in Bern, Kalcheggweg 10

Medienmitteilung veröffentlicht: Bern, 8. Dezember 2010
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