Endlich, 1848. In der Bundesverfassung steht: «Der Bund hat zum Zweck: […] Schutz der Freiheit und der Rechte der Eidgenossen und Beförderung ihrer gemeinsamen Wohlfahrt.» Zum ersten Mal wird festgehalten: «Alle Schweizer sind vor dem Gesetze gleich. Es gibt in der Schweiz keine Untertanenverhältnisse, […]» Der Weg dahin war lang. Als 1291 die «fremden Richter» vertrieben wurden, hielt man im Bundesbrief noch fest: «Jeder soll aber gemäss seinem Stand weiterhin seinem Herrn dienen.» Es blieb dabei, dass die Obrigkeiten, die Reichen und Mächtigen das Sagen hatten und ihre Macht gnadenlos ausnützten.
Erst nach der amerikanischen Unabhängigkeit und der Französischen Revolution begann auch bei uns langsam die Diskussion über Freiheit und Gleichheit für alle. Mit «für alle» waren natürlich nur die Männer gemeint. Der Weg war lang Trotz des Versprechens von Wohlfahrt und Gleichbehandlung in der Bundesverfassung wurden Arme weiterhin nach Brasilien oder Amerika geschickt. Bis zur Einführung der AHV dauerte es mehr als 100 Jahre. Völlig willkürlich durften Leute noch bis vor Kurzem wegen angeblich liederlichen Lebenswandel sohne Gerichtsurteil in eine Anstalt gesperrt werden. Ebenso durfte man Eltern ihre Kinder wegnehmen und als Verdingkinder ausbeuten. Die Frauen in Appenzell Innerrhoden mussten bis 1991 warten, bis sie das Stimmrecht erhielten.
Für die Gleichstellung von Frauen und Männern im Zivilgesetzbuch brauchte es rund 150 Jahre, und bei den Löhnen klappts noch immer nicht.
Jetzt sind wir frei
Es war ein langer und steiniger Weg, das Recht des Stärkeren zu knacken. Erst 1999 wurden die Grundrechte, die unsere Freiheit und Sicherheit garantieren, in die neue Verfassung geschrieben. Vieles scheint uns heute selbstverständlich. Wir vergessen oft, wie wichtig die Grundrechte für uns alle sind. Wir können uns kaum mehr vorstellen, dass man uns willkürlich einsperren könnte, dass wir nicht sagen dürfen, was wir denken, dass wir unseren Wohnsitz nicht frei wählen dürfen. AHV, Krankenkassen oder das Frauenstimmrecht sind nicht mehr wegzudenken.
…und sicher
Es gibt keine unbegrenzte Macht mehr. Heute müssen sich alle, auch Regierungen und Behörden, an Verfassung und Gesetze halten. Die Grundrechte geben uns Sicherheit, weil sie eine willkürliche und diskriminierende Behandlung verbieten. Zudem haben wir heute die Möglichkeit, uns zu wehren, wenn unsere Rechte verletzt werden. Das Recht des Stärkeren wird bei uns nicht mehr als Regel akzeptiert. Für viele Menschen andernorts auf der Welt bleibt es täglich brutale Realität.